Viel Lärm beim Streit der Orgelpfeifen
In einer Liturgischen Nacht in St. Johannes versuchte Marcell Feldberg, einen anderen Zugang zum Glauben zu ebnen.
Anrath. Elke Germer freut sich. „Endlich jemand, der mal was anderes macht“, sagt das Pfarrgemeinderatsmitglied (44) über die Liturgische Nacht, die Marcell Feldberg zum ersten Mal in St. Johann Anrath veranstaltet. Es sei ein anderer Zugang zum Glauben, den Feldberg an diesem Abend über die Musik biete.
„Sehr kreativ“, lobt sie. „Bleibt hier und wachet mit mir“, ist das Grundmotto einer so genannten Tenebrae, die die Ereignisse der Karwoche und den Abend Jesus am Ölberg zusammenfasst. Feldberg eröffnet sie mit der „Kunst der Fuge“ von Johann Sebastian Bach, seinem letzten großen Werk und dem Rosenkranzgebet „Leiden Christi am Ölberg“.
Dann ist Raum für die Abendmesse und anschließend für „Begegnung unter dem Turm“. Germer und zwei andere Mitglieder des Pfarrgemeinderates, Annette Hegger und Margarete Vornmoor, haben im Eingang der Kirche ein Büfett vorbereitet, von dem es lecker nach Griebenschmalz und frischem würzigen Brot duftet. Auch Getränke und Wein aus dem Eine-Welt-Laden schenken sie kostenlos aus. Angelika Faupel liest anschließend das Orgelmärchen „Es war schon weit nach Mitternacht“.
Ohrenbetäubenden Lärm von der Orgel seiner Kirche verwirrt den Pastor, als er nachts nach Hause zurückkehrt, wird darin erzählt, und Marcell Feldberg macht hörbar, was sich dort abspielt. Die Pfeifen hatten Streit, welches Register das schönste, wichtigste und beste sei. Fein untermalt er die Worte, in denen der Pastor sie darauf hinweist, dass jede ihre Rolle habe, jede wichtig sei. „Keiner ist überflüssig“, sagt er ihnen und weist sie darauf hin, dass es bei den Menschen genauso sei, und es trotzdem ähnliche Konflikte gebe. Dass die Menschen auch manchmal Pfeifen seien, wollen die aus der Orgel jedoch nicht hören. Und bei den letzten Worten der Geschichte gehen die Töne in Variationen zu Matthias Claudius „Der Mond ist aufgegangen“ über.
Die Menschen kommen und gehen an diesem Abend, dessen Programm sich über Texte mit Musik und dem Film „Das Evangelium nach Matthäus“ von Pier Paolo Pasolini (1964) bis Mitternacht erstreckt. „Es sind einige Menschen hier, die ich noch nie gesehen habe“, sagt Margarete Vornmoor. „Ich fände es schön, wenn Feldberg bei uns ein Musikangebot für junge Menschen machen könnte“, sagt Germer. boe