Vorst: Engagement - Vom Glück, anderen zu helfen
Seit 46 Jahren arbeitet Waldemar Prechtel ehrenamtlich für action medeor. Für seinen Einsatz wurde er jetzt gewürdigt.
Vorst. Wo ist nur die Zeit geblieben? Das dürfte sich in diesen Tagen auch Waldemar Prechtel fragen. Nicht nur, dass er gerade 80Jahre alt geworden ist - mehr als die Hälfte seines Lebens hat er sich für das Medikamentenhilfswerk action medeor eingesetzt.
Er hat die Gründungsphase miterlebt, hat das Hilfswerk wachsen und viele Helfer kommen und gehen sehen. Er selbst ist geblieben und fast so etwas wie ein Fels in der Brandung: für medeor selbst, für die vielen Ansprechpartner und für die unzähligen Menschen weltweit, denen er durch seinen unermüdlichen Einsatz geholfen hat.
Blickt Prechtel auf die Anfänge bei medeor zurück, erinnert er sich an Zeiten, die mit heute nicht zu vergleichen sind. "Die ersten Ehrenamtler hatten den Krieg überstanden, kannten Not und Elend", sagt er.
"Und aus dem Bewusstsein heraus, dass uns damals geholfen wurde, wollten wir etwas zurückgeben." 46 Jahre ist das jetzt her, im August 1964 hat sich action medeor gegründet. Und Waldemar Prechtel gehört zu denen, ohne die medeor heute nicht das größte Medikamentenhilfswerk Europas wäre.
Angefangen hatte alles mit dem Mediziner Ernst Boekels, der Arzneimittel, die ihm kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, in Entwicklungsländer weiterleitete.
Und das wurde schnell immer mehr: Bestände aus Kliniken, die geschlossen wurden, sogar ganze Schiffsapotheken wurden medeor zur Verfügung gestellt.
Mehr Platz musste her - und vor allem mehr Helfer. Die wurden zügig gefunden. Prechtel, der bei der Stadtverwaltung gearbeitet hat, wurde von seinem Kollegen Hans Fuchs "angeworben", der auch zum Gründungsvorstand der action medeor gehörte.
Jahre unermüdlichen Einsatzes folgten. Prechtel reiste nach Indien, Bangladesch und Südamerika, baute Projekte und Kooperationen auf - und hatte immer seine Kamera dabei.
"Ich wollte den Deutschen die Lebenssituation der Menschen deutlich machen", sagt er. Der passionierte Filmemacher ist wahrscheinlich indirekt ganzen Generationen von Schülern bekannt, denn bei der Landesfilmstelle konnten Lehrer Dokumentationen wie "Streiflichter Kalkutta" oder "Ohne Wasser kein Leben" ausleihen.
Mit dem Filmmaterial wurden auch seine unzähligen Vorträge unterfüttert, die Prechtel im Lauf der Jahre gehalten hat. "Für uns war er dadurch ein unglaublich wichtiger Multiplikator", sagt Bernd Pastors, Vorstand von medeor. "Denn ohne Öffentlichkeitsarbeit ging von Anfang an nichts."
Pastors würdigt das besondere Engagement Prechtels. "Er war von Anfang an dabei, stand aber immer in der zweiten Reihe", sagt er. "Waldemar gehört zu denen, die die Ärmel hochkrempeln und etwas tun, ohne lang darüber zu diskutieren." Ein Wahlspruch Prechtels: "Man muss das Elend nicht mit dem Maul, sondern mit den Händen anpacken."
Und das glaubt man ihm aufs Wort. Jahrzehntelang hat er von montags bis freitags gearbeitet und an den Wochenenden, abends und im Urlaub unendlich viel Freizeit geopfert. Ob er je übers Aufhören nachgedacht hat?
"Wenn sich das Hilfswerk nicht so stark nach vorne entwickelt hätte, wäre vielleicht irgendwann auch der Spaß an der Arbeit weg gewesen", sagt Prechtel. Aber so habe sich ein Schlussstrich nie ergeben. "Aber man darf auch nicht daran verzweifeln, dass man niemals allen Menschen auf der Welt helfen kann." Und verzweifelt sieht Waldemar Prechtel ganz und gar nicht aus. Sondern glücklich.