Willich Wer soll die Kastration der Freigänger-Katzen kontrollieren?
Im Abgabenausschuss fand sich eine Mehrheit für ein Kastrations-Gebot. Die Stadtverwaltung hatte Bedenken vorgebracht.
Willich. Seit mehreren Jahren gibt es in der Stadt Willich einen Anstieg der wilden Katzenpopulation. Zumindest hatte das die SPD-Fraktion vom Verein „Tierschutz für Willich“ erfahren. Viele Tiere seien krank und litten unter der unkontrollierten Vermehrung. Die SPD sieht eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung durch die vielen Tiere — und hat deshalb ein Katzen-Kastrations- und Kennzeichnungsgebot beantragt. Damit beschäftigte sich jetzt der Abgabenausschuss.
SPD, FDP und Grüne beauftragten die Verwaltung, ein Gebot für die Kastration und Kennzeichnung von Katzen zu erarbeiten, die als Freigänger in privaten Haushalten leben. Es soll Teil der „Ordnungsbehördlichen Verordnung“ der Stadt Willich werden. Die CDU enthielt sich der Stimme, weil sie das Thema noch intern beraten wollte.
Ratsmitglied Hendrik Pempelfort begründete in der Sitzung, warum seine Fraktion den Antrag gestellt hatte. Die SPD verweist darauf, dass schon 343 Städte und Gemeinden in Deutschland entsprechende Regelungen in ihren Kommunalverordnungen haben. Das Thema allein dem Tierschutzverein zu überlassen, sei nicht möglich, weil eine Katzenkastration rund 100 Euro kostet. Der Willicher Verein kastriert jährlich etwa 210 Katzen. Die Stadt zahle aber nur einen jährlichen Zuschuss von 2000 Euro, sagt Henrik Pempelfort.
Die Stadtverwaltung hatte in ihrer Stellungnahme zu dem Antrag ausgeführt, dass sie keine „abstrakte Gefahr“ durch die Katzen sieht. Eine besonders hohe Pupulation sei nicht feststellbar, Beschwerden der Bürger gebe es kaum. Sie hatte daher die Ablehnung des Antrags empfohlen.
Noch nicht klar ist, ob und wie ein solches Gebot tatsächlich kontrolliert werden kann. Die Politiker waren sich durchaus einig, dass dieses Gebot auch als Appell an das Gewissen der Katzenbesitzer zu sehen ist. Züchter von Rassekatzen sollen auf Antrag von dem Kastrations- und Kennzeichnungsgebot befreit werden.
Gerade die Formulierung dieser Ausnahme veranlasste den Ersten Beigeordneten Willy Kerbusch zu der Frage, wer denn in der Verwaltung die entsprechende Prüfung und Befreiung vornehmen solle? Uwe Rieder (CDU) ging so weit, dass er meinte, wenn die Umsetzung des Gebotes kontrolliert werden solle, sei demnächst eine Katzensteuer notwendig — was wiederum Pempelfort in der Formulierung zu weit ging.
Zahlreiche Bürger verfolgten die Diskussion im Zuschauerraum und spendeten nach der Abstimmung Beifall. Der Ausschuss-Vorsitzende Hans-Joachim Donath wies sie darauf hin, dass solche Meinungsäußerungen laut Gemeindeordnung nicht erlaubt sind.