Willich: Beim zweiten Refrain kann schon jeder mitsingen
Die Abschluss- Veranstaltung des Schützenfestes litt unter der Hitze – es kamen weniger Besucher.
Willich. So voll wie in den Vorjahren war es nicht bei der Schlagerparty des ASV am letzten, dem Dienstagabend im Festzelt auf der Schützenwiese. "Die Hälfte", schätzt ASV-Präsident Willi Stennes, als er gegen 23 Uhr bestgelaunt und verschwitzt zusammen mit seiner Frau Rosemarie das Zelt verlässt. "Wir sind bei Schützenfesten immer zu 50 Prozent vom Wetter abhängig."
So sieht das auch Josef Deselaers, der Zugpräsident der 90er, die die Mallorca-Party zusammen mit Zeltwirt Peter Barrawasser verantwortet. "Es ist einfach kein Bierwetter, zu heiß." Dabei ist es im Zelt erstaunlich angenehm.
"Wir haben seit heute Morgen die Seitenwände offen", sagt Tochter Elke Barrawasser, "Und wir haben bestimmt 20 Ventilatoren aufgehängt." Die fächeln den Besuchern immer wieder kühlend frische Luft über die Haut.
"In diesem Jahr war das ganze Schützenfest schlechter besucht als sonst", sagt sie. Weil es auch andernorts so war, sieht sie eine der Ursachen in der Fußball-WM. "Seit 2006 sehen die Leute auch die Spiele im Public-Viewing, bei denen Deutschland nicht beteiligt ist", sagt Deselaers. "Das war früher nicht so."
Die Stimmung ist unterdessen großartig unter den Besuchern. Aleks Schmidt und Tina Franke sowie Diana Sorbello haben von Anfang an richtig Gas gegeben und für viel Spaß gesorgt.
Und Tobee mit den Sweethearts, den Cheerleadern von Tusem Essen, animiert Jung wie Alt zum Mitsingen und Tanzen. "Klasse, wie der das Zelt rockt", freut sich Deselaers. Er gibt gerne jungen Talenten eine Chance, hier aufzutreten. Deutsche Schlager bieten den großen Vorteil, dass alle wenigstens den Refrain beim zweiten Mal mitsingen können, selbst wenn das Lied nicht so bekannt ist.
Hans-Jürgen Brocker kommt völlig verschwitzt auf ihn zu. "Meine Frau hat mich geschafft", sagt er. "Sieben Minuten tanzen, das ist hart." Er gehört zur Hans Brocker KG, dem großen Möhrenerzeuger in Schiefbahn, der die Schlagerparty zusammen mit 24 anderen Firmen und Privatpersonen unterstützt. "Das werden wir ungeachtet der Besucherzahlen auch im nächsten Jahr tun", sagt der bekennende Schlager- und Mallorca-Fan.
Er freut sich, dass beim ASV-Schützenfest am Dienstagabend noch etwas los ist. "Bei uns in Niederheide wird es nächstes Jahr dienstags keinen Dorfabend mehr geben. Genau wie bei vielen anderen Schützenfesten." Einmal gebrochene Traditionen lassen sich nicht mehr wieder etablieren.
Andreas Martin ist inzwischen auf der Bühne und begeistert das Publikum vom ersten Augenblick. Gruppen von Damen stellen sich zum Tanzen auf die Tische, der Kellner kommt und bittet sie herunterzusteigen, denn die Beine schwanken bedenklich. "Ich fang Dir den Mond..." singt Martin und alle singen mit.
Bei "Rote Lippen soll man küssen", braucht er nur anzufangen, das Zelt singt ungebremst weiter. Stimmung bis weit nach Mitternacht, Axel Fischer tritt auf, danach Jörg Bausch und natürlich Claudia Jung: Schlagerfans kommen auf ihre Kosten.