Entensterben am „Wekelner See“ Erneut zahlreiche tote Enten in Willich gefunden
Willich · Annika Jäschke hat am „Wekelner See“ rund 20 tote Enten gefunden. Seit zwei Jahren beschäftigt sie dieses Thema.
Die Willicherin Annika Jäschke hat am Regenrückhaltebecken im Süden Wekelns, das „Wekelner See“ genannt wird, tote Enten entdeckt. Mit dem Boot auf dem Wasser und zu Fuß an Land hat sie rund 20 Kadaver eingesammelt. Gut einen Monat ist das her, seitdem ist in ihren Augen nicht viel passiert. Das erinnere sie an die vergangenen zwei Jahre, in denen sie auch zahlreiche Entenkadaver entdeckt habe. „Man hat anscheinend nicht viel daraus gelernt“, macht sie ihrem Ärger in der Facebook-Gruppe „Du kommst aus Willich, wenn ...“ Luft.
Jäschke beklagt, dass das Thema bei Stadt und Kreis wenig Gewichtung habe. „Es wird totgeschwiegen, weil es unangenehm ist“, sagt sie im Gespräch. Angefangen hatte alles, als sie vor zwei Jahren den Fund toter Enten im Konrad-Adenauer-Park gemeldet habe. Seitdem hat sich die Bürgerin in ihrer Freizeit Wissen zu dem Thema angeeignet, begibt sich regelmäßig auf Kontrollgänge, „weil ich Angst habe, dass etwas passiert und keiner es mitbekommt“, schildert sie.
Nun am „Wekelner See“, sogenannter Retentionsraum Flöthbachaue, habe sie die Kadaver eingesammelt, in Tüten gepackt und gemeldet. Mitarbeiter des Bauhofs hätten sie abgeholt. „Das hat auch schnell funktioniert“, räumt Jäschke ein, sagt aber auch: „Das ist nicht meine Aufgabe. Ich habe es nur gemacht, weil es sonst niemand getan hat.“ Falls die Enten etwa durch Botulismus oder die Vogelgrippe verendet seien, sei es wichtig, die Kadaver schnell zu entfernen, um die verbliebenen Tiere zu schützen.
In diesem Fall hätten drei der Kadaver noch untersucht werden können, heißt es vom Kreis Viersen. Bei einem Tier konnte demnach niedrigpathogenes Influenza-A-Virus nachgewiesen werden, also Vogelgrippe-Viren eines wenig krankmachenden Stamms. Eine Untersuchung auf Botulismus sei labortechnisch sehr aufwändig und werde nicht routinemäßig durchgeführt. Es würden andere Erreger ausgeschlossen, sodass „im Zusammenspiel mit den klinischen Symptomen bei noch lebenden Enten, dem Gewässer und der Witterungslage auf Botulismus als ursächliche Todesursache geschlussfolgert werden kann“.
„Jedes Lebewesen, das stirbt, ist eines zu viel“, sagt Willichs Bürgermeister Christian Pakusch (CDU). Er sei sehr dankbar für Jäschkes Engagement, „das ist phänomenal“. Dass die Stadt nichts tue, will er aber nicht stehen lassen. „Es passiert was, nur nicht sofort“, sagt er. Häufig melde Jäschke Entenfunde an Wochenenden. „24/7 für Enten – das kriege ich in anderen Bereichen auch nicht hin.“ Das Gewässer im Freizeitpark etwa wurde biologisch gereinigt. „Ich kann Frau Jäschkes Kritik verstehen, dass die Fäkalien entfernt wurden, der Müll aber nicht“, sagt Pakusch. Das habe man getan, um andere Tiere wie Fische nicht zu gefährden.
Das Gewässer im Konrad-Adenauer-Park sei nicht tief genug und zu groß, dadurch heize es sich schnell auf. 2025 soll es tiefer gemacht werden, ein neuer Zulauf soll für mehr Bewegung im Wasser sorgen. Zudem wurden Anfang des Jahres neue Schilder aufgestellt, die darauf hinweisen, dass das Füttern von Enten verboten ist. Denn vereinfacht gesagt: Durch Essensreste und vermehrten Entenkot bilden sich immer mehr freischwimmende Algen, im Schlammboden entwickelt sich das Bakterium „Clostridium botulinum“, das bei Tieren eine tödliche Vergiftung auslösen kann.
Es gebe die Forderung, die Nichteinhaltung härter zu bestrafen, „aber ist das der richtige Weg?“, fragt Pakusch: „Strafe sensibilisiert nicht. Wir müssen die Menschen überzeugen, dass sie mit ihrem Füttern Tiere gefährden.“