Tiere in Willich gesegnet Mit dem Hund zum Gottesdienst
Willich · Für den „etwas anderen Gottesdienst“ hatte sich das Auszeit-Team von St. Katharina etwas Besonderes ausgedacht. Erstmals gab es eine Tiersegnung. Acht Hunde waren zur Premiere dabei.
Im Pfarrgarten der Kirche St. Katharina in Willich liegt alles bereit: Auf den halbrunden Bänken liegen bunte Sitzkissen, gegenüber stehen vier Stühle in einer Reihe, daneben ein Tisch, ein Kreuz, ein Weihwassertopf samt Aspergill, das ist das Gerät, das zum Besprengen mit Weihwasser benutzt wird. Daneben ist ein Keyboard aufgebaut, in Glasbehältern flackern Kerzen. Auch die Gartenbeleuchtung gibt ein dezentes Licht ab.
„Wir haben alles vorbereitet und sind nun gespannt, wie unsere Premiere angenommen werden wird“, sagt Friedhelm Messerschmidt. Der Diakon im Pastoralteam der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Willich hält eine Hundeleine in der Hand, an deren Ende seine Labradorhündin Juessi mit freundlichen Augen nach oben blickt. Die Hündin, ihre Artgenossen und weitere Tiere sind es nämlich, die an diesem Abend in den Mittelpunkt rücken: Das Auszeit-Team von St. Katharina hat zur bekannten Auszeit eingeladen – allerdings zu einem Auszeit-Special: Erstmalig wird eine Tiersegnung angeboten.
Nicht nur Diakon Messerschmidt hat seinen Vierbeiner mitgebracht, auch Organist Markus Brungs hat Zwergrauhaardackel Maya dabei. „Sie sitzt oft mit mir zusammen an der Orgel. Maya gehört zur Familie dazu und ich finde es sehr schön, dass die Tiere heute gesegnet werden“, sagt Brungs. Maria Wefers, die ebenfalls zum Auszeit-Team gehört, hat sich derweil auf den Weg in Richtung Gartentor gemacht. „Wir sind ja heute im Pfarrgarten, und es könnte sein, dass uns der ein oder andere Besucher sucht, da wir normalerweise mit der Auszeit in der Kirche anzutreffen sind“, sagt Wefers.
Ob mit oder ohne Tier: Es kommen Gäste, der Stapel Sitzkissen wird kleiner, die Bänke füllen sich. Dazu gehören acht Hunde unterschiedlichster Statur, die neugierig und freundlich ihre Artgenossen begrüßen. Andere Tiere haben die Gäste nicht mitgebracht. „Ich besuche die Auszeit schon sehr lange. Ich bin selber aus der Kirche ausgetreten, aber diese andere Art des Gottesdienstes spricht auf der ganzen Linie an. Sie begeistert mich. Dass heute zudem eine Tiersegnung angeboten wird, finde ich genial“, sagt Sabine Sievers, die gerade mit Moira in den Pfarrgarten gekommen ist.
Die Hunde liegen entspannt zu den Füßen ihrer Besitzer
Auch Familie Lührmann gehört zu den regelmäßigen Besuchern der Auszeit, dem etwas anderen Gottesdienst, wie er auch genannt wird. „Wir mögen diese lockere Form. Es sind immer sehr schöne Texte und eine andere Musik als die klassische Kirchenmusik. Man trifft nette Menschen, und es macht Spaß, danach noch zusammen zu sein und sich auszutauschen. Die Idee der Tiersegnung finden wir super. Lotta gehört schließlich zu unserer Familie“, sagt Robert Lührmann, der mit Ehefrau Ute und Sohn Luis Platz genommen hat.
Inzwischen ist die Dämmerung eingezogen. Das Licht aus den hell erleuchteten Fenstern im Erdgeschoss des Gemeindezentrums fällt nach draußen und trägt zu der schönen entspannten Stimmung, die im Garten herrscht, bei. Die Kirchturmspitze von St. Katharina ist zu sehen, und über den hohen alten Bäumen zeigt sich der Halbmond. „Wir begrüßen alle ganz herzlich zu unserem Gottesdienst, der heute etwas ganz Besonderes ist. Es ist der erste Tiersegnungs-Gottesdienst in Willich. Für den Menschen sind Tiere wie gute Freunde. Sie teilen schöne und schwere Stunden mit uns. Eine Gottessegnung ist auch für sie gewünscht“, eröffnet Messerschmidt die Auszeit.
Er kenne eine solche Tiersegnung aus Büderich und auch aus Wien, wobei sie in Österreich viel weiter verbreitet seien als hier, fügt der Diakon an. In seiner Einleitung erinnert er an den Heiligen Franz von Assisi. Der Gedenktag des Heiligen, dem Schutzpatron der Tiere, ist der 4. Oktober, damit passt die Tiersegnung perfekt zur Oktober-Auszeit. Mit gemeinsamen Liedern geht es weiter, wobei so manch einer die Taschenlampe seines Smartphones nutzt, um die ausgeteilten Liedtexte in der Dämmerung lesen und mitsingen zu können.
Die Hunde sind entspannt. Sie liegen zu den Füßen ihrer Besitzer oder sitzen auf deren Schoss und verfolgen das Geschehen mit Ruhe. Das gilt auch für die anschließende Segnung, wenn auch mancher Vierbeiner ein wenig erstaunt schaut, als das Weihwasser auf ihn fällt.