Lokale Wirtschaft Experten für sichere Lebensmittel

Willich · Interview: Die Willicher Firma Florin unterstützt Unternehmen im Behörden-Dschungel. Davon profitieren auch Verbraucher.

Zusammen mit Ulrich Florin führt Petra Gerhardt die Firma Florin an der Daimlerstraße in Willich.

Foto: Florin

Zusammen mit Ulrich Florin führt Petra Gerhardt die Lebensmitteltechnologie GmbH in Willich. Seit drei Jahren ist sie Vizepräsidentin der GDL – Gesellschaft der deutschen Lebensmitteltechnologen.

Frau Gerhardt, Sie veranstalten am Donnerstag einen „Innovations-Treff“ für Start-ups und andere Firmen in der Lebensmittelindustrie. Was genau passiert auf dieser Veranstaltung?

Petra Gerhardt: Während unserer Veranstaltung haben Jungunternehmer und Gründer die Möglichkeit, sich umfassend über viele Themenbereiche der Lebensmittelherstellung zu informieren. Wir bieten diese Plattform an, weil immer wieder verschiedenste Anfragen an uns gestellt werden und jeder Unternehmer mit einer tollen Produktidee andere Anforderungen hat. Wir sind in der Lage, auf jeden individuell eingehen zu können. Unsere Lösungen sind sehr spezifisch und kundenorientiert, aber es kommen auf alle Hersteller dieselben Anforderungen zu, wenn es zum Beispiel um das Thema Lebensmittelsicherheit, Lebensmittelrecht, Kennzeichnung, Laboruntersuchungen und den Umgang mit den Behörden geht. Dabei unterstützen wir die Newcomer, indem wir für jeden ein individuelles Paket an Leistungen schnüren. Und genau diese Möglichkeiten stellen wir während unseres Innovationstreffs vor.

Was ist für Sie das Besondere am Standort Willich?

Gerhardt: Deutschlandweit gesehen, ist der Standort Willich einfach ideal für uns. Wir haben die Nähe zu den Niederlanden, wo auch gerne fortschrittlich gearbeitet wird. Außerdem können wir von hier aus schnell in alle zentralen Städte Deutschlands kommen.

Florin ist eine Gesellschaft für Lebensmitteltechnologie. Können Sie uns erklären, was genau Ihr Geschäftsmodell ist?

Gerhardt: Die Florin GmbH wurde 1973 gegründet und das Geschäftsmodell ist einzigartig in Deutschland. Es basiert auf dem Zusammenschluss zahlreicher technischer und technologischer Leistungen unter einem Dach.  Wir vereinen von der Produktentwicklung angefangen über die Planung und Projektierung, den Vertrieb von neuen und gebrauchten Maschinen und Anlagen und Verpackungen aus Weißblech und Glas, den technischen Service in den Schwerpunkten Fremdkörpertechnologien und Trocknungssysteme, die chemische und mikrobiologische Analytik von Lebensmitteln bis hin zu Seminaren zu Lebensmittelrecht und Lebensmittelsicherheit in einem Haus. Hoch qualifizierte Mitarbeiter kümmern sich um Lösungen für jede Aufgabenstellung. Unser Kerngeschäft mit den oben genannten Servicebereichen wird stetig ergänzt durch neue Technologien und neue Lieferpartner, denn auch dort gibt es immer wieder Innovationen, die bei unseren Kunden in bestehende Systeme implementiert werden können.

Skandale, Rückruf-Aktionen – der Lebensmittelbereich hat kein sehr gutes Image. Wie bewerten Sie das?

Gerhardt: Es ist nicht leicht, diese Frage sachlich zu beantworten. Sicher ist, dass gemeinhin negative Berichte immer ein höheres Aufmerksamkeitspotenzial beim Verbraucher wecken als positive Berichte. Lange bleiben diese Negativschlagzeilen vielleicht nicht in den Köpfen der meisten Verbraucher, zumal ja in der schnelllebigen Zeit auch das Meiste nur überflogen wird. Aber es ist natürlich wenig medienwirksam zu berichten, wie in den letzten zwei Jahrzehnten die Lebensmittelwirtschaft eine Entwicklung hinsichtlich der Lebensmittelhygiene und Lebensmittelsicherheit erfahren hat, nach der man sich im Mittelalter sicher gesehnt hätte, hätte man davon gewusst. Nicht nur die Anforderungen des Lebensmittelrechts, auch die Anforderungen des Handels in Form von Standards, die nicht selten ohne Rücksicht auf Wirtschaftlichkeit durchgesetzt werden, sind enorm gestiegen, und die meisten Lebensmittel entsprechen diesen Anforderungen. Vor Sabotage, menschlichen Fehlern, Verfälschungen aufgrund von Habgier ist natürlich kaum ein Hersteller zu 100 Prozent gefeit. Der Verbraucher sollte vielmehr dahingehend informiert werden, dass heute hochgradig sichere Lebensmittel produziert werden. Vieles wird eben prophylaktisch zurückgerufen, was natürlich nicht zuletzt Ausdruck der Wirksamkeit unserer Sicherheitskontrollen- und Mechanismen ist.

Wie sehen Sie die Zukunft der Branche?

Gerhardt: Die Zukunft der Lebensmittelbranche wird viele Gesichter haben. Wer hätte noch vor kurzem gedacht, dass wir uns einmal von Insekten bzw. deren Protein ernähren könnten. Das enorme Wachstum beim Absatz von Bio- und regionalen Erzeugnissen zeigt, dass der Verbraucher sein Lebensmittel wieder mehr wertschätzt. Die Herstellungstechnologien werden durch Digitalisierung und Automatisierung noch sicherer. Und wir werden uns hoffentlich wieder mehr einem wichtigen Lebensinhalt zuwenden: Der Achtsamkeit beim Umgang mit Lebensmitteln, auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums.