Aktion gegen Gewalt an Frauen Willich in Orange – Kampagne rüttelt auf
Willich · Mit „Orange the World“ zieht die UN Women seit Jahren ein bedrückendes Thema ins Licht. Die Stadt Willich beteiligt sich in diesem Jahr zum ersten Mal an dem 16-tägigen Aktionszeitraum vom 25. November bis zum 10. Dezember.
Wenn das Neersener Schloss am 25. November in der Dunkelheit strahlt, als sei es vom Fundament bis zu den Zinnen in Orange angestrichen worden, dann erwartet die neue Stadtspitze nicht etwa die königlichen Hoheiten aus den Niederlanden. Die Signalfarbe wird bis zum 10. Dezember das kräftige und aufrüttelnde Zeichen für eine weltweite Aktion sein, die per Spotlight auf ein ernstes Thema lenkt: auf die Gewalt an Frauen. Es geht um Fälle von physischer, psychischer und sexueller Gewalt. Jede dritte Frau weltweit, so eine Zahl der United Nations, sei von dieser Menschenrechtsverletzung betroffen.
Gewalt kann jede Frau treffen, jeden Alters, jedes Status’
Diana Schrader, Gleichstellungsbeauftrage der Stadt Willich, hat in ihrer beruflichen Laufbahn schon mit etlichen Frauen gesprochen, die unter häuslicher Gewalt zu leiden hatten, denen sie Schutz und Hilfe im Gespräch und durch die Vermittlung von Plätzen in Beratungsstellen und Frauenhäusern gewährt hat. „Mit mir können die Frauen sprechen, ohne Angst zu haben, dass die Angelegenheit sofort strafrechtlich verfolgt werden muss“, betont Schrader. Jede Frau könne es treffen, unabhängig von Alter, sozialem Status, sexueller Orientierung. „Das sind teilweise schwere Schicksale. Für die Frauen ist es ein enormer Schritt, die Kinder und die Sachen zu packen, das Haus oder die Wohnung zu verlassen und sich einzugestehen, dass man mit jemandem zusammengelebt hat, der Gewalt anwendet.“ Oft gehe dem Schritt eine Entwicklung über Jahre voraus.
Der Aktionszeitraum
dauert insgesamt 16 Tage lang
Willich macht 2020 zum ersten Mal mit bei der Kampagne „Orange the World“. Der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“ am 25. November setzt den Anfangs- und der „Internationale Tag der Menschenrechte“ am 10. Dezember den Schlusspunkt unter den 16-tägigen Aktionszeitraum.
Diana Schrader und Susanne Leuchtenberg werden den ersten Aufschlag in dieser Aktion allerdings vorwiegend kontaktlos und daher mit optischen Akzenten setzen müssen. „Corona hat uns die Planung größerer Veranstaltungen verhagelt.“
Einzelhändler und Privatleute sollen und können sich beteiligen
Und so ist dies geplant: „Das Neersener Schloss wird rundherum orange angestrahlt. Wir nutzen das vorhandene Licht und ziehen eine Folie über die Strahler.“ Ähnliches ist für die Bereiche Willicher Markt und Kaiserplatz geplant. Auch die Stadtwerke Willich beteiligen sich. Sie wollen ein Aktionsfenster gestalten und ihr Gebäude anstrahlen. Eine vorgesehene Lesung zum Thema in der Stadtbibliothek an der Hochstraße in Schiefbahn muss ausfallen. „Aber das Team der Bibliothek wird in einem Fenster passende Literatur präsentieren.“
Schrader und Leuchtenberg haben außerdem die Werberinge der Stadtteile angeschrieben und darum gebeten, die Schaufenster zu nutzen, um auf die Hintergründe zu „Orange the World“ hinzuweisen, beziehungsweise die Farbe Orange in den Mittelpunkt zu rücken: Mit Licht, Flyern und Plakaten der Gleichstellungsstelle oder damit, die Schaufensterpuppen in orangefarbene Textilien zu kleiden. Bisher gab es allerdings noch keine Rückmeldung der Einzelhändler.
Schaufensterpuppe in Orange kommt ins Technische Rathaus
Susanne Leuchtenbergs private Schaufensterpuppe bekommt einen Platz im Technischen Rathaus am Rothweg in Neersen. Sie wird in Orange gehüllt und im Foyer für Aufmerksamkeit sorgen.
Auch Privatleute sollen sich beteiligen. Sie könnten sich in Orange kleiden oder ihre Fenster mit Lichtern dekorieren. „Wir bitten darum, uns Fotos von den Schaufenstern und privaten Dekorations-Ideen zuzusenden. Wir wollen sie im Rahmen der Aktion auf den sozialen Kanälen der Stadt veröffentlichen“, so Schrader.
Kurze Wege zu Willichs Schulen nutzen und dort gezielt über die Hintergründe von „Orange the World“ informieren, das wollen Schrader und Leuchtenberg im kommenden Jahr. Kontakte zu einer Lehrerin hat Diana Schrader über den Zonta-Klub Viersen geknüpft.
In der Kreisstadt war ihr die Kraft von Orange als der Aktions-Signalfarbe 2019 vor Augen geführt worden, als unter anderem die Viersener Festhalle und die Frauenskulptur vor dem Stadthaus entsprechend angestrahlt worden waren. Schrader. „Ich war begeistert und habe gedacht, das ist auch für Willich eine gute Geschichte. Da machen wir 2020 mit.“
Orange sei die letzte Stufe vor Rot. Ein Zeichen von „Halt, stopp, nicht weiter“. „Es ist ein eindringlicher Appell an potenzielle Täter, ihr Handeln zu überdenken.“ Willich setzt nun ein sichtbares Zeichen für die letzte Warnstufe.