Modru / Flugzeugstarts in Richtung Westen „Modru“ soll Kompromiss sein

Willich. · Die Willicher Ratsmitglieder ließen sich jetzt von Experten über die Vor- und Nachteile der neuen Flugroute informieren.

Die vorgesehene Flugroute macht einen Schwenk über Willicher Stadtgebiet.

Foto: RP-Grafik

Es war kein leichtes Thema für die Politik: In der jüngsten Willicher Ratssitzung ging es unter anderem um die neue Streckenführung für die Flugroute „Modru“ vom Düsseldorfer Flughafen. Die Verwaltung hatte zwei Fachleute aus der Fluglärmkommission eingeladen: Marc Hasenbein (Pilot und Lufthansa-Sicherheitsbeauftragter) und Mathias Spohr (Flugbetriebsleiter Eurowings). Der Hintergrund: Am 13. August 2020 soll eine „optimierte Route“ in Kraft treten, die ab Düsseldorf in Richtung Westen starten, um in Richtung Süden zu führen. In Willich gibt es Sorgen, dass der Norden der Stadt durch mehr Fluglärm belastet wird.

Die Experten legten im Rat dar, dass die Route RNP1 unter mehreren Aspekten entwickelt wurde. Die Optimierung soll einen Ausgleich zwischen Sicherheit, Effizienz und Anwohnerinteressen aus allen betroffenen Kommunen erreichen: Grundsätzlich müssen die in Düsseldorf startenden Flugzeuge eine bestimmte Mindestflughöhe erreicht haben, bevor sie über belgisches Staatsgebiet fliegen. Daher starten sie erst in Richtung Norden und drehen dann in Richtung Süden, wenn die Flugsicherheit signalisiert, dass die Flughöhe erreicht ist. Außerdem soll die Fluglärmbelastung besser verteilt werden, und die Flugstrecke soll verkürzt werden, um Sprit zu sparen und CO2-Emissionen zu reduzieren. Bedenkenswert ist die Information, dass auf der alten, längeren Route rund 30 Liter Treibstoff unnötig verbraucht werden – das bedeutet 80 Kilogramm unnötiger Kohlenstoffdioxid-Ausstoß.

Auf einer Karte demonstrierten die Referenten alle tatsächlichen Flugstrecken eines Stichtages – das ergab ein fächerförmiges Streckenbild. Der Grund: Es gibt nicht eine absolute Streckenführung, sondern die Prämisse „Erreichen der Flughöhe“ wird individuell auch von den Faktoren Wetter und Gewicht des Flugzeugs bestimmt. Daher gibt es eine Vielzahl von Drehpunkten. Hasenbein führte auch aus, dass die Geschwindigkeit der Flugzeuge erhöht worden sei – dadurch werde der Lärm schneller wieder verschwinden, und die Flugklappen könnten schneller eingefahren werden, was wiederum den Kohlendioxid-Ausstoß verringere.

Die Flugzeuge sollen die neue Route nicht jeden Tag nutzen

Tatsächlich ist es so, dass im Bereich Severinstraße im Willicher Norden der Lärm der Flugzeuge um 1,8 Dezibel lauter wird. Es ist aber auch zu sehen, dass bei Weitem nicht täglich alle abfliegenden Flugzeuge die RNP1 nutzen werden. Ein Gutachten zeigt zwei Auswertungen auf, die beide den verkehrsreichsten Tag des Jahres 2018 mit 111 Luftfahrzeugen auf der alten Route Modru T1 beurteilen. Eine „angenommene Verkehrsverteilung nach Implementierung der optimierten Route“ ergibt in der ersten Auswertung, dass weiterhin 90 Prozent der Flugzeuge auf der Modru-Route bleiben und nur zehn Prozent die optimierte Route nutzen würden. Die zweite Auswertung geht von einem Verhältnis 70 zu 30 aus. Spohr machte klar, dass die neue Flugroutenplanung ein „klassischer Kompromiss für alle Kommunen“ sei. Der große Vorteil für Willich sei ein funktionierender Flugverkehr.

Die Willicher Lokalpolitiker im Stadtrat waren wegen der zu erwartenden Lärmbelastung nicht glücklich. Bernd-Dieter Röhrscheid (SPD) meinte jedoch: „Der Lärm ist fairer verteilt. Ich unterstelle keine böswillige Lärmbelastung nur der Willicher.“ Raimund Berg (Grüne) hofft darauf, dass sich in den nächsten Jahren durch eine Modernisierung der Flugzeugflotten der Lärm weiter reduziert.