Fola Dada und das Blue Motion Trio Viel Applaus für Sängerin Fola Dada

Neersen. · Die Stuttgarterin bescherte mit dem Blue Motion Trio den rund 160 Besuchern im Schloss Neersen einen vortrefflichen Jazz-Abend.

Fola Dada und das Blue Motion Trio traten im Schloss Neersen auf.

Foto: Wolfgang Kaiser

Ohne Geschmacksverstärker geht es nicht. Das wissen auch die Macher des Willicher Jazzfrühlings und setzen, ganz nach dem Geschmack des Publikums, unter anderem auf soliden Vocal Jazz. 160 Musikfreunde ergötzten sich an der Sängerin Fola Dada und dem Blue Motion Trio. Ihr Auftritt im Neersener Schloss gefiel vortrefflich, was satter Beifall unterstrich.

Als Opener antwortet „Bye Bye Blackbird“ jahreszeitlich passend auf den Balzruf aller Amseln – leicht, gefällig, mit perlenden Pianoläufen und einer strahlkräftigen Frontfrau. Im Revier dieser Vier meldet sich der Bass erregt bis ernst zu Wort, später erst freudig, ja locker. Schnell gewinnt das Zusammenspiel an Fahrt, was für die Schwarmintelligenz des Quartetts spricht. Es ist das dritte Konzert in Folge in dieser Konstellation – frisch und doch ausgereift.

Der Gladbacher Schlagzeuger André Spajic erfüllte sich mit der Gründung des Blue Motion Trios den Traum einer klassischen Piano-Swing-Truppe. Ihm zur Seite stehen seither Pianist Martin Sasse und Bassist Walfried Böcker. Letzterer sorgt für das Fundament und den nötigen Drive. Zusammen mit seinem Rhythmus-Kollegen Spajic paart er Leichtigkeit mit intensivem Tiefgang. Fola Dada wiederum ist die Tochter einer Deutschen und eines Nigerianers, studierte in Mannheim Jazz und Popularmusik mit Hauptfach Gesang und performt in diversen Formationen. Ihren leichten Ländle-Zungenschlag kann die gebürtige Stuttgarterin nicht verbergen, wenn sie zwischen zwei Songs allerlei Wissenswertes dazu erzählt. Dada meistert den Spagat zwischen U und E, sie unterhält und informiert. Der Zeigefinger bleibt dabei unten, eher sucht sie den Blickkontakt mit ihrem Publikum. Komplimente-Fischerei hat sie nicht nötig, dafür ist sie zu gut und zu professionell.

Als lockerer Bossa kommt George Bensons „This Masquerade“ daher, mit träumerischen Ausflüchten und storchenhaftem Basslauf – ein Genuss nicht nur der Phrasierung halber. Da zieht’s selbst Dada in die Knie, die Augen geschlossen und zart lächelnd. „Ich könnte einfach am Flügel lehnen bleiben und nur lauschen“, spielt sie später mit Fingerzeig auf Martin Sasses formidable Tastenträumereien an. Doch greift sie dann, sichtlich glücklich, einmal mehr zum Mikrofon und lässt ihr Timbre spielen.

Das Trio ist ganz in
seinem Swing-Element

Stark synkopisiert brilliert das Piano bei „Love for sale“ mit freischwebender Hi-Hat darüber, von einem Becken-Rundumschlag gekrönt. Ganz in seinem Swing-Element ist das Trio schließlich bei „I thought about you“, dessen Tonraum Dadas Scat-Gesang weit öffnet. Zwischen Textblatt und Verzückung läuft der Bass bei dieser Nummer kurz vorm dreifachen Trugschluss-Finale.

Kaum wagt man zu atmen, als der Besen bei „My Foolish Heart“ rund und reif rührt. Als daraufhin mit „Just in time“ ein gesunder Groove den Raum erfüllt, liefern sich Bass und Gesang ein Wettrennen – hochkonzentriert und virtuos. In den ein, zwei Pausentakten des Piano-Solos feuern die Drums schon fast übermütige Salven ab, die von den Tastaturen tennisgleich aufgenommen werden.

Kurzum: Wenn sich klassischer Vocal Jazz derart gekonnt beim Great American Songbook bedient, bedeutet das Kurzweil und einen absoluten Gewinn für den Willicher Jazzfrühling. Zweifelsohne verfehlen diese „Geschmacksverstärker“ ihre gewünschten Effekte nicht.