Neersen Grünkohlessen in der Emmaus-Gemeinde

Neersen. · Nach dem Gottesdienst zum Ersten Advent dampfen in Neersen die Kochtöpfe.

Der harte Kern der „Grünköhler“ bereitet sich auf das traditionelle Grünkohl-Essen vor: Edith Lamm (von links), Klaudia Suffner, Brigitte Podorf und Michael Haarmann.

Foto: Norbert Prümen

Noch bis Samstag liegt eine besondere Liste im Gemeindezentrum der Emmaus-Kirchengemeinde in Neersen aus. Hier kann sich jeder eintragen, der kochen möchte oder genießen will. Zum elften Mal lädt die evangelische Gemeinde zu ihrem Grünkohlessen nach dem Adventgottesdienst am Sonntag, 2. Dezember, ein.

Die Idee entstand vor über zehn Jahren. „Wir hatten eine Besprechung in der Pfarre, und irgendwer schlug vor, doch für den Ersten Advent etwas über den normalen Gottesdienst hinaus für das Gemeindeleben anzubieten“, erinnert sich Edith Lamm, früher Küsterin der Gemeinde. Vor dem Hintergrund, dass bereits zu Erntedank ein Suppenessen stattfindet und es ein Osterfrühstück gibt, kam der Vorschlag, passend zur kalten Jahreszeit ein Grünkohlessen ins Leben zu rufen.

Jeder Topf enthält Grünkohl
nach einer anderen Rezeptur

Vor elf Jahren ging so das erste Essen an den Start. „Damals mit gerade einmal 20 Leuten und einer kleinen Menge Grünkohl“, erinnert sich Brigitte Podorf, die neben Lamm und Küsterin Claudia Suffner das Organisationsteam für das Essen bildet. Sie haben sich den Namen die „Grünköhlers“ gegeben – ein Team, das nach hauseigenen Rezepten Grünkohl kocht und serviert. Das damals neue Angebot sprach sich schnell herum. Heute stehen durchschnittlich zehn große Töpfe mit mehreren Litern Inhalt auf dem Tisch, rund 50 Gäste genießen das typisch niederrheinische Gemüse, das aus jedem Topf anders schmeckt, da ein anderes Rezept dahinter steht. Es gibt auch eine vegetarische Variante ohne Schmalz und Fleisch.

Schon im Gottesdienst durftet
es nach dem deftigen Gericht

„Das Grünkohlessen bereichert unser Gemeindeleben auf der ganzen Linie. Wir zeigen, dass Kirche auch anders sein kann“, sagt Pfarrer Michael Haarmann. Die unterschiedlichen Familien kochen nach ihrem persönlichen Rezept und geben ihren Topf vor dem Advents-Gottesdienst ab. „Wir wärmen den Grünkohl auf und stellen die Töpfe, in dicke Handtücher gewickelt, auf die Warmhalteplatten. Der erste Geruch des Wintergemüses zieht schon während des Gottesdienstes durch die Kirchentür. Wenn die Tür aufgeht, kommen alle heraus und staunen erst einmal“, erzählt Lamm. Die drei Frauen stehen hinter der Grünkohltheke und übernehmen das Austeilen. Gegessen wird im Saal, den das Frauenteam vorab liebevoll mit selbst gemachten Gestecken geschmückt hat und dem Ganzen so eine vorweihnachtliche Note verpasst.

Beim Advents-Gottesdienst, der das Motto „Mache dich auf und werde licht“ trägt, ist der aus Kempen stammende Pfarrer Roland Kühne zu Gast. Er informiert über sein Haiti-Projekt „Schüler bauen für Schüler“. Zum Grünkohlessen gehört auch immer ein kleiner Basar, für den die „Grünköhlers“ 660 Plätzchen gebacken, Tischlämpchen hergestellt und Schneemänner gestrickt und aus Plätzchen zusammengesetzt haben. Zudem öffnet der Eine-Welt-Laden mit seinen Fair-Trade-Produkten.