Ensemble Reflektor beim Düsseldorf-Festival Pingpong mit sattem Sound
Düsseldorf · Das Ensemble Reflektor gastierte mit Kammermusik beim Düsseldorf-Festival in der Neanderkirche.
Frischer Wind wehte, als die Sinfonia h-Moll von Carl Philipp Emanuel Bach in der Neanderkirche erklang. Der Sohn Johann Sebastian Bachs pflegte den galanten Stil, der Barock-Verkrustungen des frühen 18. Jahrhunderts auflockerte. Das aus neun Violinen, drei Bratschen, zwei Celli und einem Kontrabass bestehende Ensemble Reflektor ließ dabei rasant, aber kultiviert die Fetzen fliegen.
Den Komponisten verbandelte das Kammerensemble mit einer US-amerikanischen Meisterin aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Florence Price, eine Afroamerikanerin, deren Schaffen gerade wiederentdeckt wird. „In Counterpoint“ heißt das Programm, dessen Name auf den Gegensatz zwischen beiden Stilen hinweist, aber auch die Gemeinsamkeit verdeutlicht, dass der Bach-Sohn und Price die Reize des Kontrapunkts schätzten.
Die Kirche an der Bolkerstraße war teilweise mit dem Licht roter Scheinwerfer illuminiert und bot nicht nur optisch, sondern auch akustisch den perfekten Rahmen für Programm und Besetzung. Vor allem das ausbalancierte Zusammenspiel der schwarz gekleideten und im Stehen spielenden Streicher machte die Darbietungen zum Vergnügen. Das Ganze besaß eine Geschmeidigkeit und Konsistenz, als sei ein Quintett am Werk – nur mit satterem Sound.
Wie beim Pingpong ging es hin und her zwischen Bach und Price. An das Larghetto der Bach-Sinfonia schloss sich der Folksong „Drink to Me“ an; erst nach einem genaueren Hinhören fiel auf, dass die Musiker einen Zeitsprung absolviert hatten und sich nun in sehr viel freieren Harmonien bewegten. Die Musik von Florence Price will sich in keine Schublade stecken lassen, bewegt sich zwischen Romantik, Neobarock und Volkstümlichkeit auf eigensinnige, keinen breiten Strömungen der damaligen Zeit folgende Weise.
Sehr polyfon verfährt die Komponistin mit dem Spiritual „Go Down Moses“, indem sich die bekannte Melodie wie in einer Bach-Fuge verschachtelt. Das Ensemble erwies sich in dem munteren Wechselspiel als klanglich sehr wandlungsfähig zwischen präziser Attacke im Presto-Satz der h-Moll-Symphonie des Bach-Sohns und balsamischen Streicherteppichen.
Nach einer Stunde war das Programm durchgespielt, wofür der Primarius bei den Zuhörern um Entschuldigung bat. Zum Trost gab es eine Zugabe, genauer: eine Wiederholung. Noch einmal das an zuckende Blitze erinnernde Presto aus der Bach-Sinfonia. Ein paar weitere Minuten Verlängerung hätten den Abend nicht ausufern lassen.