Bühnen-Show im Düsseldorfer Schauspielhaus Ein Biest und seine Fummel
Düsseldorf · Das Schauspielhaus zeigt mit „Drag & Biest“ ein Format, dessen Potenzial noch nicht ausgeschöpft wird.
Musical, Lesung, Theater – der Spielplan des Düsseldorfer Schauspielhauses hat eine Menge zu bieten. Wer auf der Suche nach einem etwas anderen Format ist, folgt einem versteckten Treppenhaus ins Unterhaus – und findet eine kunterbunte Bühne, Lametta und Gastgeberin Effi Biest, die einen Abend voller Entertainment verspricht. Einzige Bedingung: „Lassen Sie die Theaterkritikerin in sich zuhause.“
„Drag & Biest“ nennt sich die Drag-Show, die zum vierten Mal das Programm des Theaters auflockert. Rund 70 Menschen sitzen im Unterhaus und jubeln begeistert, als Drag Queen Effi Biest in weißem Bademantel, hochentflammbarer rosa Perücke und glitzerndem Makeup Playback-singend die Bühne betritt. Wie eine Matrjoschka entkleidet sie sich, enthüllt zuerst ein türkises Kleid mit Ananas-Print, später einen gestreiften Badeanzug, der an Ziggy Stardust erinnert. Urlaubsfeeling trifft Weihnachtsvorfreude.
Mit ihrer Präsenz könnte sie Abend und Bühne allein füllen. Ihre Tanz-Einlagen und Moderation sorgen für unbeschwertes Lachen, ein Film-Quiz animiert das Publikum. Dennoch entscheidet sich Biest, die Bühne zu teilen: Fünf weitere Drag-Künstler und -Künstlerinnen nehmen auf Sofa und Sesseln Platz, performen in den folgenden zwei Stunden zur Musik.
Wer nur Männer in Kleidern und Röcken erwartet, wird überrascht: Vier der fünf Künstlerinnen sind weiblich. Effi Biest weist bewusst darauf hin – Drag sei für alle da, die Spaß dran haben. Auch unerfahrene Künstler seien willkommen. Jene Unerfahrenheit merkt man vielen Performerinnen an. Das Makeup ist ein bisschen zu perfekt, die Kleidung ginge teils als extrovertiertes Party-Outfit durch, den Tanz-Einlagen fehlt es an Selbstbewusstsein, um das Publikum restlos zu überzeugen.
Ein Highlight liefert Alice King mit ihrer Performance zu Christina Aguileras „Something‘s Got a Hold On Me“ und „Express“. Nur mit einem Stuhl in der Bühnenmitte als Accessoire geht sie völlig in ihrer Darbietung des ikonischen „Burlesque“-Tanzes auf, hypnotisiert und verdient sich jedes einzelne Kreischen der Zuschauenden.
Der Abend lebt aber größtenteils vom Witz der Gastgeberin Effi Biest, ihrer Leichtigkeit und Improvisationskunst, ihrer selbstironischen Art. Sich selbst nicht zu ernstnehmen und den Mut zu beweisen, sich auch mal lächerlich zu machen, eben nicht immer perfekt zu sein – das macht Drag aus.