Langenfeld/Hilden Schnelle Hilfe für Jugendliche mit Problemen

Langenfeld/Hilden. · Das Projekt „Bildung hoch 3“ unterstützt hilfsbedürftige Jugendliche. Der Erfolg ist groß.

Sozialpädagogin Dorothee Mittelbach-Weichler (M.) spricht mit der Bundestagsabgeordneten Michaela Noll und dem Hildener Jugenddezernenten Sönke Eichner über das Projekt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Vor vier Jahren musste es ganz schnell gehen. Bundestagsabgeordnete Michaela Noll (CDU) erfuhr in Berlin von dem Modellprogramm des Europäischen Sozialfonds „Jugend stärken im Quartier“. „Ist das nichts was für Euch?“, informierte sie Hildens Bürgermeisterin Birgit Alkenings. Innerhalb von sechs (!) Tagen brachte das Jugendamt gemeinsam mit „Bildung hoch 3“ (die gemeinsame Jugendwerkstatt der Städte Hilden, Langenfeld und Monheim) eine Bewerbung auf den Weg. Mit Erfolg: „Bildung hoch 3“ im Südkreis Mettmann bekam den Zuschlag. „Zukunft aktiv gestalten“, heißt das Projekt. Treffender wäre: „die Kümmerer“. Ein Team von Jugendamt und Bildung hoch drei nimmt junge Leute zwischen 14 und 26 Jahren an die Hand, die meist gleich einen ganzen Sack voller Probleme haben: kein Schulabschluss, keine Perspektive, psychische Probleme, Schulden, Drogen.

Auch Noll ist eine Kümmerin. Deshalb zog sie jetzt gemeinsam mit dem Team Bilanz. Und die kann sich sehen lassen. 107 Jugendliche wurden in den vergangenen vier Jahren beraten und begleitet, berichtet Dorothee Mittelbach-Weichler.
71 konnten in Schule, Ausbildung, Berufsvorbereitung oder Arbeit vermittelt werden. Weil das Projekt so erfolgreich ist, wurde es bis 2022 verlängert. Diesmal soll das vierköpfige Team von „Bildung hoch 3“ und städtischem Jugendamt sich zusätzlich auch um junge geflüchtete Frauen kümmern.

„Wir holen die Jugendlichen dort ab, wo sie gerade sind“, erklärt Dorothee Mittelbach-Weichler die Arbeit. Jeder Kunde sei anders und habe andere Probleme. Auffällig sei jedoch, dass fast ein Drittel der jungen Leute in irgendeiner Form psychische Beeinträchtigungen hätten. Manche würden bis zu 1,5 Jahre begleitet. „Wir brauchen tolle Menschen, um das Programm umzusetzen“, lobte „Bildung hoch 3“-Geschäftsführer Olaf Schüren das Team: „Und die haben wir hier im Haus.“

Gute Zusammenarbeit der Behörden ist das Fundament

Die enge Zusammenarbeit mit Arbeitsagentur, Jobcenter, Jugendamt, Schulen, Jugendgerichtshilfe und allen möglichen anderen Behörden sei das Fundament. Schüren: „Die Bilanz nach vier Jahren zeigt: Es gibt Handlungsbedarf. Wir haben eine ganze Reihe von jungen Menschen, die ohne diese Unterstützung durch das Raster fallen.“ Die gemeinnützige Firma „Bildung hoch 3“ sei ein eigenständiger, kommunaler Träger. Das ist für Schüren ein „Riesenvorteil“: Weil „Bildung hoch 3“ neutral und nicht gewinnorientiert sei (wie etwa kommerzielle Anbieter): „Unser Ziel ist die Verselbstständigung der Jugendlichen.“ Bis 2022 soll das Team 96 junge Leute erreichen. In der Regel kommen sie aus Hilden. Deshalb unterstützt die Stadt Hilden das Projekt mit rund 30 000 Euro im Jahr, so Jugenddezernent Sönke Eichner. 250 000 Euro übernimmt der Europäische Sozialfonds.

Die Bundestagsabgeordnete Michaela Noll hörte aufmerksam zu: „Gut gedacht heißt ja nicht immer gut gemacht. Deshalb ist es wichtig, immer wieder Bilanz zu ziehen.“ Sie fragte nach, warum 36 Jugendliche in den vergangenen vier Jahren aus dem Projekt ausgeschieden seien. Wegen psychischer Probleme, Haft, Abschiebung und häufig auch wegen Schwangerschaft, berichtete Mittelbach-Weichler.

Im Frühjahr kommenden Jahres möchte „Bildung hoch 3“ gemeinsam mit der Arbeitsagentur und dem Jobcenter eine Jugendberufsagentur einrichten. Die Experten der drei Institutionen sitzen dann gemeinsam an einem Tisch und beraten, wie dem betroffenen Jugendlichen am besten geholfen werden kann: rasch und effizient. Das entlastet auch Arbeitsagentur und Jobcenter.