Nettetal Nettetal hat jetzt eine Jugendberufsagentur

Nettetal. · Berufsberatungsangebote für junge Leute werden dort gebündelt.

Die Unterzeichner der Vereinbarung (vorne v. l.): Franz-Josef Schmitz, Bettina Rademacher-Bensing, Bürgermeister Christian Wagner sowie (hinten v. l.) Claudia Küppers, Tugba Yildiz, Jochen Müntinga und Bianca Düring.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Junge Menschen, die Hilfe brauchen und einen Beruf erlernen wollen, von Amt zu Amt schicken – das soll es künftig nicht mehr geben. Nach Viersen und Willich hat nun auch Nettetal eine eigene Jugendberufsagentur. „Wir wollen damit eine Odyssee durch die Ämter verhindern und den Jugendlichen, die sich schwer tun, wirksam helfen“, erklärte Bettina Rademacher-Bensing. Die Chefin der Agentur für Arbeit Krefeld/Kreis Viersen unterzeichnete am Freitag gemeinsam mit Bürgermeister Christian Wagner (CDU) und Franz-Josef Schmitz, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Viersen, eine entsprechende Vereinbarung.

Regelmäßige Sprechstunde
in Breyell-Speckerfeld

Die Jugendberufsagentur wird im Bürgerbüro in Breyell-Speckerfeld, Berliner Straße 8, eingerichtet. Eine regelmäßige Sprechstunde gibt es an jedem vierten Mittwoch im Monat. Anmeldungen sind unter Telefon 02162/2661333 und per E-Mail an jobcenter-kreis-­viersen.jba@jobcenter-ge.de möglich.

Für den Bürgermeister ist die Jugendberufsagentur ein weiterer Meilenstein im Bemühen, jungen Menschen den Weg in den Beruf zu ebnen. Er erinnerte an Berufsinformationsveranstaltungen in den Schulen, Besuche in Betrieben, die Berufseinstiegsbegleitung „baseL“ an der Gesamtschule und der Realschule Nettetal sowie die Jugendberufshilfe im eigenen Jugendamt. Mit der Jugendberufsagentur werden nun die Angebote verschiedener Ämter sinnvoll koordiniert.

Jochen Müntinga, Leiter des städtischen Fachbereichs Familie, Bildung und Soziales, zeigte sich erfreut, dass „wir jetzt Jugendliche gemeinsam begleiten und unterstützen können“. Das werde effektiver sein als nur die Jugendberufshilfe allein, aber auch „hier geht allmählich die Saat auf, wie wir aus Rückmeldungen erfahren“. Es sei für ihn beeindruckend, dass für die Organisation „individuelle Lösungen gefunden wurden und nicht einfach eine Blaupause übergestülpt wurde“.

Die Jugendberufsagentur richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre, die Schwierigkeiten haben: in der Schule, bei der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz, in der Familie oder „wenn du nach Elternzeit deinen Berufsabschluss oder deine Ausbildung nachholen möchtest“, wie es in einem Faltblatt heißt.

In Viersen gibt es eine
solche Einrichtung seit 2017

Arbeit ist genug da, denn nach Ermittlungen des Jobcenters gibt es derzeit rund 350 Jugendliche in Nettetal, die Sozialhilfe beziehen. „Sie sind ein Potenzial für den Arbeitsmarkt, die wir zukünftig brauchen“, unterstrich Schmitz vom Jobcenter. Viele Jugendliche seien bisher auf ihrem Weg von einer Station zur anderen verloren gegangen, das dürfe nicht weiter so sein. Eine Jugendberufsagentur sei nach den ersten Erfahrungen in Viersen, wo es sie seit 2017 gibt, der richtige Weg: „Wir müssen alles zusammen denken.“

Damit dies in Nettetal auch klappt, haben sich die zuständigen Mitarbeiter in drei Workshops vorbereitet und Erfahrungen ausgetauscht. Das führte auch dazu, dass die Beratungsstunden nicht in einem Amt stattfinden, sondern im Bürgerbüro Breyell-Speckerfeld. „Wir wollten schon da keine Hemmschwellen in den Weg legen“, sagte Claudia Küppers (Soziale Dienste).

Zum ersten Beratungsnachmittag kamen gleich sechs junge Leute. „Wir mussten ins Büro der Streetworker gegenüber ausweichen“, schilderte Tugba Yildiz, die in der Jugendberufshilfe der Stadt tätig ist.