Nettetal Stadt: Neues Konzept ist ein Erfolg

Kaldenkirchen. · Bilanz nach einjährigem Probebetrieb: Neues Konzept zur Unterbringung wohnungsloser Menschen gelingt und soll weitergeführt werden.

Sozialamtsleiterin Ina Prümen-Schmitz ist mit der Umsetzung des Konzepts für die Unterbringung wohnungsloser Menschen zufrieden.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Die Stadtverwaltung will die Wohnungslosenunterkunft an der Bahnhofstraße 9 in Kaldenkirchen auch über die einjährige Probephase hinaus weiter betreiben. Das dazugehörige Konzept zur Unterbringung wohnungsloser Menschen habe sich als „Erfolgskonzept“ erwiesen, sagt Sozialamtsleiterin Ina Prümen-Schmitz. Nun will die Verwaltung einen freien Träger finden, der die Unterkunft in eigener Regie, aber nach dem städtischen Konzept langfristig
führt.

In der ehemaligen Unterkunft an der Breslauer Straße in Kaldenkirchen lebten zuletzt 32 Wohnungslose. Manche hätten sich dort so eingerichtet, dass sie gar nicht das Gefühl gehabt hätten, kein Zuhause zu haben, sagte Prümen-Schmitz vor gut einem Jahr. Mit ihrem neuen Konzept setze die Stadt auf Selbstaktivierung, erläutert die Sozialamtsleiterin: „Damit die Menschen Hilfsangebote überhaupt wahrnehmen.“ Eines der Ziele sei es, dass die betroffenen Personen im besten Fall irgendwann wieder auf eigenen Beinen stehen.

Seit dem 1. Mai 2018 ist die neue Unterkunft an der Bahnhofstraße in Betrieb. Dort gibt es Zimmer für 20 Personen, zudem eine neu eingerichtete Notschlafstelle mit zwei Männerschlafsälen (sechs und acht Betten) und einem für Frauen (vier Betten), die täglich von 20 bis 8 Uhr geöffnet ist. Tagsüber können sich die Wohnungslosen in einem Raum mit Küche und Waschmaschine aufhalten. Zudem gibt es eine Stelle des SKM katholischer Verein für soziale Dienste in der Region Kempen-Viersen in der Unterkunft, die die Bewohner vermehrt für Beratungsangebote nutzen würden.

Anzahl untergebrachter
Personen wurde reduziert

Ein Weiterbetrieb der Wohnungslosenunterkunft nach dem aktuellen Konzept ist dringend geboten, heißt es in einer Vorlage für den Ausschuss für soziale Angelegenheiten, in dem eine Evaluation des Probebetriebs vorgestellt wurde. Insgesamt habe die Anzahl der untergebrachten Personen zwischen April 2018 und Februar 2019 um acht gemindert werden können. Im Bereich der sogenannten Schlichtzimmer (als mittelfristige Intervention) sei zwischen Mai 2018 und Januar 2019 ein Rückgang der Bewohnerzahl von 19 auf 15 Personen festgestellt worden, inzwischen sind es 14. Damit sei das Ziel „Reduzierung der Langzeitarbeitslosigkeit“ erreicht worden, heißt es in der Vorlage.

Gleichzeitig gebe es allerdings einen Anstieg an neu aufgenommenen wohnungslosen Menschen bei den Übernachtungen in der Notschlafstelle: Im Mai 2018 waren es zehn Personen, im Januar 2019 hat sich die Zahl auf 20 Personen verdoppelt. Für den Mai seien es nun wieder durchschnittlich zehn pro Nacht, sagt Prümen-Schmitz, aber auch „das ist relativ viel“. Eine kurzzeitige Entwicklung habe sich ab Herbst 2018 gezeigt: die Zunahme wohnungsloser Menschen aus Osteuropa, die stets nur wenige Nächte in der Notschlafstelle blieben. Diese Menschen seien über Zeitarbeitsfirmen in den Niederlanden beschäftigt gewesen und auf eine Art und Weise untergebracht, „wie sie für Menschen nur schwer zu ertragen ist“, berichtet Prümen-Schmitz. Also seien die Arbeiter stattdessen nach Kaldenkirchen gekommen. „Wir haben recht schnell und recht deutlich dargestellt, dass wir kein Hotel sind“, sagt die Sozialamtsleiterin. Als man den Menschen mitgeteilt habe, dass sie die dazugehörigen Anträge nicht mehr in der Unterkunft, sondern im Rathaus stellen und sie auch die Kosten tragen müssen, habe sich die Lage allerdings geändert. „Heute haben wir fast keinen dieser Menschen mehr“, sagt Prümen-Schmitz.

Für die Aufsicht und Betreuung der Notschlafstelle sind drei hauptamtliche Aufsichtspersonen beschäftigt, die sich rund um die Uhr in drei Schichten abwechseln. Die „ordnungsgemäße Weiterführung“ könne allerdings nur gewährleistet werden, wenn zusätzliches Personal zu Verfügung gestellt wird, heißt es in der Vorlage. 4,3 Stellen sind laut Personalbedarfsberechnung vorgesehen. Auch Prümen-Schmitz sagt: „Eine weitere Stelle muss sofort besetzt werden.“ Bislang werde die Lücke mit Aushilfen gefüllt, die aber nicht dauerhaft verlässlich zur Verfügung stünden. Am Freitag sei ein Termin mit der Bundesagentur für Arbeit vorgesehen, um zu klären, ob die Stelle mit einem Langzeitarbeitslosen besetzt werden kann. „Uns ist klar, dass es sein kann, dass wir in diesem Klientel nicht die passende Person finden, dann suchen wir neu“, sagt Prümen-
Schmitz.