NRW Laumann mahnt Amtsträger zur Impf-Zurückhaltung

Düsseldorf · Bisher wird in Nordrhein-Westfalen im Allgemeinen nur in Pflegeheimen und Krankenhäusern geimpft. Dennoch haben sich mittlerweile mehrfach auch Amtsträger impfen lassen.

 NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Foto: Federico Gambarini/dpa/Archiv

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Foto: Federico Gambarini/dpa/Archiv

Foto: Federico Gambarini

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat Amtsträger bei Corona-Impfungen zur Zurückhaltung gemahnt.„Ich halte es mit der Bundeskanzlerin, die der Meinung ist, dass die Repräsentanten des Staates sich erst impfen lassen sollten, wenn sie an der Reihe sind“, sagte Laumann am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Bisher wird in Nordrhein-Westfalen im Allgemeinen nur in Pflegeheimen und Krankenhäusern geimpft. Dennoch haben sich mittlerweile mehrfach auch Amtsträger impfen lassen - immer mit der Rechtfertigung, es habe sich um übrig gebliebenen Impfstoff gehandelt, der sonst verfallen wäre.

Unter anderem hatte sich der 31 Jahre alte Bürgermeister von Hennef, Mario Dahm (SPD), impfen lassen. In einem Hennefer Altenheim seien Impfdosen überzählig gewesen, hatte dazu ein Sprecher der Stadt erklärt. Als „systemkritische Personen“ seien Dahm und die Hennefer Beigeordneten dafür infrage gekommen. Ebenfalls schon geimpft ist der Bürgermeister von Wachtberg, Jörg Schmidt (CDU). Eine Sprecherin der Gemeinde sagte, es seien Impfdosen im Pflegeheim übrig gewesen, die schnell hätten verwendet werden müssen. Die Frage an die Gemeindeverwaltung sei gewesen: „Können Sie noch schnell Leute akquirieren?“ Die Zeit habe gedrängt, und der Bürgermeister habe ebenso wie andere aus der Verwaltung reagiert.

Auch der ehemalige Hennefer Bürgermeister Klaus Pipke wurde bereits geimpft. Hier sei es so gewesen, dass ein Amtsleiter der Stadt Pipke in dessen Funktion als Präsident des Kreisverbands Rhein-Sieg des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) angerufen und über überzählige Impfdosen informiert habe, teilte der Stadtsprecher am Donnerstag mit. Für die Verteilung sei dann das DRK zuständig gewesen.

Andreas Brockmann, Pressesprecher des DRK-Landesverbands Nordrhein, betonte, für das Deutsche Rote Kreuz sei klar, dass die Impfungen nur nach strengen Regeln erfolgen könne. Auch Pipke sei sich dessen bewusst. Er habe vor Ort gefragt, ob nicht andere Impflinge den Vorzug bekommen sollten. Diese Frage sei von den eingesetzten Kräften vor Ort verneint worden.

„Dennoch: Der geäußerte Vorwurf ist berechtigt“, räumte Brockmann ein. „Es hätte sorgfältiger geprüft werden müssen, ob in diesem Einzelfall nicht weitere Kräfte von Rettungsdienst, Feuerwehr, Polizei oder Pflege diese Impfung hätte erhalten können.“

Vorstand Eugen Brysch von der Deutsche Stiftung Patientenschutz sagte zu der Thematik, bei knappen Mitteln sei Willkür vorprogrammiert. Es sei praktisch, wenn beispielsweise Einsatzkräfte einen Anruf bekämen, dass sie schnell mal vorbeikommen sollten, im Altenheim sei noch Impfstoff übrig. „Aber am Ende ist das Willkür.“ Wichtig sei ein geordnetes Verfahren. Nach Ansicht von Brysch ist angesichts der bisher zur Verfügung stehenden Impfdosen der Personenkreis der priorisierten Impfempfänger zu groß gewählt.

© dpa-infocom, dpa:210121-99-118498/3

(dpa)