Leerstand in Dormagen Drei Läden schließen auf der „Kö“

Dormagen. · Zwei alteingesessene Familienbetriebe machen zu – Nachfolger sind nicht in Sicht.

Electric Schaffrath wird bald schließen, so wie in anderen Städten auch.

Foto: Klaus D. Schumilas schum

Der Kern der Dormagener Innenstadt wird in den nächsten Wochen nicht unbedingt schöner werden. Denn die Zahl der Einkaufgeschäfte an der Kölner Straße, in deren Fenster Schilder mit Aufschriften wie „Räumungsverkauf“ prangen oder die komplett oder die komplett leer stehen, wird zunehmen. Beispiel eins: Nächste Woche wird das Eiscafé Dolomiti schließen. Beispiel zwei: Am Jahresende ist nach 45 Jahren im Angelzubehörgeschäft Schuch Schluss. Beispiel drei: Auch Electric Schaffrath wird dicht machen, wie an vielen anderen Standorten auch, nur der Zeitpunkt ist unklar.

„Wir haben eine lebendige, gute Innenstadt“, sagt Guido Schenk

„Diese Situation ist natürlich nicht schön“, kommentiert Guido Schenk, Vorsitzender der Werbegemeinschaft City-Offensive Dormagen (CiDo). „Es ist ein Auf und Ab“, sagt er. Und er betont: „Wir haben eine lebendige, gute Innenstadt.“ Daran künftig mitwirken wird Margret Schuch nicht mehr. Sie macht nach 45 Jahren Schluss an der Kölner Straße 47. „Ich bin heiser, für krank habe ich keine Zeit“, sagte sie am Montag. Zeit für sich, Zeit für viel mehr Freizeit will sich die 74-Jährige jetzt endlich nehmen. Von den Geschäften, die bei ihrem Beginn schon auf der „Kö“ waren, gibt es heute nur noch die Firma Schor und das Ring-Center. Für Angelfreunde ist Schuch eine feste Adresse. Dabei bietet das Familienunternehmen noch mehr, zum Beispiel Angelkurse. In der nächsten Woche hält die gebürtige Neusserin nach 32 Jahren den letzte (Trocken-)Kursus im BvA-Gymnasium. Einen Nachfolger gibt es nicht, „ich habe leider niemanden gefunden.“ Margret Schuch bezeichnet die südliche Kö als schwierigen Standort. Eine zuletzt immer wieder diskutierte Öffnung dieses Teils für den Autoverkehr hält sie für sinnvoll:_ „Das haben wir zusammen mit anderen Geschäftsleute schon vor Jahren gefordert, leider ohne Erfolg.“

Aber Endzeitstimmung herrscht auch im Norden: Dort verkauft die Familie D’Inca seit dreieinhalb Jahrzehnten im „Dolomiti“ selbstgemachtes Eis und leckeren Kaffee. In den letzten 20 Jahren war Marco D’Inca als Verantwortlicher an Bord. „Ich möchte wieder mehr Freizeit haben und mich um meine Familie kümmern“, sagt der 45-Jährige. Der Italiener ist gelernter Koch und ist – mit Blick auf seine berufliche Zukunft – für alles offen. Auch an diesem Standort ist es völlig offen wie es weitergeht nach dem 31. Oktober. „Die Hauseigentümer wünschen am liebsten wieder ein Eiscafé“, sagt D’Inca. Um ihn herum ist es aktuell schwierig: Nebenan steht das frühere „Bräutigam“-Modegeschäft seit Februar leer, gegenüber wird bald Electric Schaffrath schießen. „Wann, das weiß ich nicht“, sagt der Geschäftsführer.

Die aktuelle Situation ist eine Steilvorlage für die Ideenwerkstatt am kommenden Montag in der Rathaus-Galerie. Dort geht es eben um solche Fragen wie: Wie soll sich die Innenstadt in den nächsten Jahren entwickeln? Welche Stärken hat die City? Wo liegen Defizite und mit welchen Maßnahmen und Projektideen kann ihnen entgegengewirkt werden? Ziel ist es, unter Beteiligung von Fachleuten ebenso wie von Bürgern, einen „Masterplan Innenstadt“ zu entwickeln. Darauf verweist auch CiDo-Chef Schenk, der von einem „Innovationsschub“ spricht, den die Innenstadt benötige. In dieser Werkstatt sollen, so wünscht er es sich, „konkrete Projekte entstehen, die die City weiter nach vorne bringen.“ Begrenzt allerdings seien die Möglichkeiten, den Geschäftsbesatz zu beeinflussen, der immer wieder Gegenstand von Kritik ist. „Darauf haben weder Stadt, noch die CiDo wirklichen Einfluss“, so Schenk. In vier Workshops wird es unter anderem um Mobilität, Einkaufen, Aufenthaltsqualität, Städtebau und Wohnen
gehen.