Gefährliche Kreuzung in Leverkusen Ortstermin nach tödlichem Unfall ausgefallen – Eltern enttäuscht
Wiesdorf. · Anlieger und Eltern sehen in Verkehrssituation eine Unfallursache.
Würde Myrna noch leben, wenn die Verkehrssituation an der Kreuzung anders gewesen wäre? Diese Frage stellen sich nicht nur die Eltern der Elfjährigen, wenige Tage, nachdem das Kind an einer Tankstellenausfahrt an der Elisabeth-Langgässer Straße/Williy-Brandt-Ring von einem Lkw überfahren wurde. Am Dienstagmorgen war ein Treffen der Unfallkommission mit Verkehrsexperten von Stadt und Polizei an der Kreuzung anberaumt, dann aber aus unbekanntem Grund wieder abgesagt worden – zum Unmut von Eltern und Anliegern.
„Wir fühlen uns von der Stadt alleingelassen“, sagt Simone Fings, Myrnas Mutter. „Wir sind fassungslos über den Unfall, aber auch darüber, wie die Stadt damit umgeht. Die Kreuzung muss sicherer werden, ein solcher Unfall darf sich nicht wiederholen, nirgendwo in der Stadt.“ Am Mittag gab es dann ein Telefonat von Oberbürgermeister Uwe Richrath mit den Eltern. Der Ortstermin mit Mitgliedern der Unfallkommission wurde auf Donnerstag, 9.30 Uhr, verschoben. Auch Richrath will teilnehmen.
Die Autofahrer würden an der Tankstelle häufig bei Rot fahren
Myrna fuhr am vergangenen Freitag mit dem Rad zur Schule, als sie etwa Hundert Meter vom Elternhaus entfernt auf dem Bürgersteig unter die Räder eines Sattelschleppers geriet. Der 28-jährige Fahrer hatte Gas gegeben, um vom Tankstellengrundstück über die Langgässer-Straße auf den Willy-Brandt-Ring zu gelangen, und dabei das Kind offenbar übersehen. Für Myrna kam jede Hilfe zu spät.
„Hier hat es schon häufiger Unfälle gegeben“, sagt Tankstellenpächter Andreas Bäumerich: „Die Konstellation ist bekannt.“ Er habe das Straßenverkehrsamt schon mehrmals auf die Situation hingewiesen, geschehen sei nichts. Für besonders gefährlich hält er die sehr kurze Ampelphase bei der Zufahrt auf den Willy-Brandt-Ring: „Viele meiner Kunden verlieren die Nerven und fahren über Rot.“ Auch das Schild, das auf der Elisabeth-Langgässer-Straße zum Halten an einer vorgezogenen Linie auffordert, um die Tankstellenausfahrt freizuhalten, werde häufig missachtet. Dass am Freitag auch der 28-jährige Sattelschlepper-Fahrer unter Stress gestanden haben könnte, als er offenbar zügig aus der Tankstellen-Ausfahrt fuhr, darauf gibt es klare Hinweise im Polizeiprotokoll.
Hinzu kommt: Auf der Langgässer-Straße gibt es keinen Radweg, der rechte Bürgersteig war am Unfalltag mit Grünwuchs zugewuchert. Zwei Gründe, warum Myrna womöglich mit ihrem Rad auf den in Fahrtrichtung links gelegenen Bürgersteig wechselte, eben dorthin, wo Pkw und Lkw nach dem Tanken ausfahren.
Unter der Federführung von Myrnas Schwester Meriel (14) und ausgerüstet mit Schubkarre und Harken entfernten Anwohner und Freunde der Familie am Dienstag den Grünwuchs vom Bürgersteig und sammelten Müll aus den Büschen. „Wir haben jetzt vier Stunden gearbeitet“, berichtet eine Anwohnerin. Ein Job, den eigentlich öffentliche Kräfte erledigen müssten.
Wenige Meter entfernt brennen Kerzen, haben mitfühlende Menschen Blumen und Plüschtiere niedergelegt. „Die Anteilnahme ist sehr groß und ehrlich gemeint“, sagt Myrnas Mutter. Am Unfalltag seien viele bis in die Nacht an der Kreuzung geblieben und hätten die Familie in ihrer Fassungslosigkeit und Trauer begleitet. bu