Mehr Ratten in Tönisvorst? Stadt sagt Ratten mit Hilfe der Bürger den Kampf an

Tönisvorst · In diesem Jahr mussten die Schädlingsbekämpfer im Auftrag der Stadt deutlich öfter wegen Rattenbefalls ausrücken als 2023. Die Stadt versucht, gegenzusteuern und setzt dabei auf die Unterstützung der Tönisvorster.

Ratten (Symbolbild) haben Schädlingsbekämpferin Brigitte Schürmann zufolge einen Lebensraum mit einem Radius von etwa 200 Metern. Entdecken also mehrere Nachbarn einen Nager, könnte es sich immer um denselben handeln.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Die Stadt Tönisvorst verzeichnet in diesem Jahr einen Anstieg bei Rattenbefall-Meldungen. Im Vergleich zum Vorjahr, jeweils bezogen auf den Zeitraum Januar bis August, registriert die Verwaltung demnach 27 Prozent mehr Fälle. 2023 gab es, wie Christian Jäger, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung, auf Anfrage informiert, 485 Meldungen – im laufenden Jahr bisher 616. Deshalb gibt die Verwaltung den Tönisvorstern nun in einer Mitteilung Handlungsempfehlungen, um den Befall einzudämmen. „Es geht darum, die Bürger zu sensibilisieren“, erläutert Jäger.

Wer in Tönisvorst Rattenbefall entdeckt, für den ist die Stadt erster Ansprechpartner. „Unser Handeln beruht auf dem Infektionsschutzgesetz“, sagt Fachbereichsleiter Jäger. Ziel ist, zu verhindern, dass durch Ratten Krankheiten übertragen werden. Wenn der Stadt eine Meldung zu Rattenbefall vorliege, werde ein Schädlingsbekämpfer beauftragt. Dabei handelt es sich um das Kempener Unternehmen Schädlingsbekämpfung Schürmann. „Momentan ist das Rattenaufkommen erhöht“, das gelte nicht nur für Tönisvorst, berichtet Geschäftsführerin Brigitte Schürmann auf Anfrage. „Aber wir sind weit entfernt von einer Rattenplage“, betont sie.

Ein erhöhtes Rattenaufkommen setzt Schürmann nicht damit gleich, dass es generell mehr Ratten gebe. „Wir sehen sie nur häufiger“, sagt sie. Gerade jetzt, denn die Felder seien abgeerntet, Ratten suchten nun in den Städten nach neuen Nahrungsquellen. Und: „Die Ratten haben die Scheu vor dem Menschen verloren“, seien also nicht mehr nur nachts, sondern auch tagsüber aktiv. Führt ihr Unternehmen einen Auftrag wegen Rattenbefalls aus, würden toxische Köder eingesetzt.

In der Mitteilung der Verwaltung heißt es unter anderem: „Zwar beauftragt die Stadt Tönisvorst wöchentlich den Schädlingsbekämpfer. Allerdings laufen diese Bemühungen der Stadt ins Leere, wenn das Nahrungsangebot an anderer Stelle aus Sicht dieser Nager ideal ist.“ Die Verwaltung nennt mögliche Gründe für den Anstieg an Befall-Meldungen: „Das liegt nach Informationen der Stadt Tönisvorst zum einen daran, dass es wegen des milden Winters zu einer Vermehrung der Ratten gekommen ist.

Keine Essensreste achtlos
auf den Straßen entsorgen

Zum anderen werden den Ratten inzwischen eine Vielzahl von weiteren Futterquellen geboten.“ So habe die Anzahl der ganzjährigen und ganztägigen Futterquellen zur Fütterung von Haus- und Wildtieren laut Schädlingsbekämpfern zugenommen – zum Beispiel von Freigänger-Katzen oder auch Singvögeln.

Wenn sie auf Nahrungssuche seien, hätten die Nager nur einen Aktionsradius von etwa 50 Metern, heißt es in der Mitteilung weiter. „Deshalb ist es wichtig, alles zu vermeiden, was Ratten als Nahrungsangebot dient.“ Die Stadt gibt Tipps und beruft sich dabei auf Experten:
Speisereste sollten nicht in der Toilette entsorgt werden; Abfälle sollten, bis die Müllabfuhr kommt, in fest verschlossenen Behältnissen gelagert werden; Essensreste sollten nicht einfach achtlos auf die Straße oder in Grünanlagen geworfen, Fallobst sollte aus Gärten entsorgt werden; Aufbauten, wie zum Beispiel Gartenhäuser, sollten „rattensicher“ abgedichtet werden, um das Eindringen und Nisten von Ratten zu vermeiden. Schädlingsbekämpferin Schürmann erläutert, die Bauten sollten möglichst feste Fundamente haben oder am Boden mit Lochblechen gesichert sein.

Die Stadt weist darauf hin, dass es in Tönisvorst „zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ ohnehin verboten sei, wild lebende Katzen und Tauben zu füttern. „In Anbetracht der aktuellen Lage sollte jedoch auch die Fütterung von anderen Tieren im Außenbereich vermieden werden.“

Für die Stadt ist es natürlich auch mit höheren Kosten verbunden, wenn sie häufiger den Schädlingsbekämpfer rufen muss: „Jeder Einsatz kostet Geld“, sagt Fachbereichsleiter Jäger.