200 Einwände gegen neues Müllsystem

Vor allem größeren Familien droht deutliche Kostensteigerung ab dem nächsten Jahr.

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Bei Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners stapeln sich Bürgeranträge gegen das vom Rat beschlossene, ab 2019 geltende Müllsystem: Mehr als 200 liegen vor. Da viele Mönchengladbacher die Musteranträge der Grünen von deren Homepage laden, wird die Zahl wohl noch steigen. Denn der Unmut wächst, je mehr Bürger von der Mags mit Briefen konfrontiert werden, in denen die erforderlichen Tonnengrößen abgefragt werden. Am Mittwoch, 9. Mai, tagt der Beschwerdeausschuss ab 17 Uhr im Rathaus Abtei und wird sich mit den Bürgeranträgen beschäftigen.

Auch wenn die Stadttochter, zu der der Entsorger GEM gehört, die Kostenrechnungen erst im Herbst verschickt, weil dann exakte Daten vorliegen, ziehen viele Bürger mittlerweile ihre Bilanz. Und kommen zum Teil zu für sie erschreckenden Ergebnissen. „Ich habe derzeit eine 35-Liter-Tonne. Ab Januar müssen wir nicht nur eine 120-Liter-Tonne, sondern zusätzlich eine mit 60 Litern nehmen. Also im Ergebnis mehr als das 2,5-fache des Volumens, mit dem wir jetzt ausgekommen“, beklagt sich Wolfram Schubert. Er hat den Musterantrag abgewandelt und ihn auf größere Haushalte — etwa zwei Erwachsene, drei Kinder — angepasst.

Ein anderer Gladbacher hat jetzt eine 35-Liter-Tonne und zahlt dafür bei wöchentlicher Leerung 227 Euro im Jahr. Weil er auch eine Biotonne besitzt, wird bei ihm nach dem neuen System 15 Liter Müll für jede der fünf Personen in der Familie zugrundegelegt. Und da der Abfall ab 2019 nicht mehr wöchentlich, sondern alle 14 Tage abgeholt wird, muss er demnach Gefäße für 150 Liter vorhalten: also eine 120-Liter- und eine 60-Liter-Tonne. „Ich muss dann 396 Euro Müllgebühren im Jahr zahlen. Das ist eine Preiserhöhung um rund 75 Prozent und damit absolut familienunfreundlich“, sagt er.

Nach derzeitigem Stand ist es aber fraglich, ob CDU und SPD, mit deren Stimmen das neue Müllsystem beschlossen wurde, eine Neubewertung vornehmen werden. Es sei denn, die Grünen haben mit ihrer Beschwerde bei der Bezirksregierung Erfolg, weil sie der Meinung sind, dass die Gladbacher Abfallsatzung nicht dem Landesabfallgesetz entspricht. Denn dies, so die Grünen, stelle den Grundsatz der Müllvermeidung an oberster Stelle. Die Gladbacher Satzung verleite dagegen die Bürger, das Tonnenvolumen auszunutzen. Ein Hintertürchen bleibt: Bürger, die mehr Tonnenvolumen als benötigt haben, können mit Nachbarn eine Müll-Ehe eingehen und sich Kosten teilen.

Die Menge — 15 Liter Müll, wenn es eine Biotonne gibt, 20 Liter für alle anderen — wird ab 2019 pro Person und Woche bei der Berechnung des Tonnenvolumens zugrundegelegt. Die Bürger können, anders als jetzt, keine Tonnengröße wählen, sondern erhalten das Volumen, das aufgrund der Personenzahl nach dem neuen System notwendig ist.

Es gibt aber auch Nutznießer des neuen Systems. Das sind zum Beispiel Ein- und Zwei-Personenhaushalte. Sie sparen bei 14-tägiger Leerung.