80er-Jahre-Größen rocken im Hockeypark
Open-Air: Barclay James Harvest, eine der erfolgreichsten Bands der Dekade, spielte in Gladbach.
Mönchengladbach. Die Fans von Barclay James Harvest, einer der angesagtesten Rock-Bands der 70er und 80er Jahre erkannten das Stück beim ersten Akkord, den Les Holroyd auf der akustischen Gitarre anschlug. "Valleys so deep and mountains so high" (Täler so tief und Berge so hoch) ertönte aus vielen Kehlen - die "Hymn", das bekannteste Stück der Gruppe.
Es hätte also ein wundervoller Sonntagabend werden können im mit 2000 Fans gut besuchten Hockeypark - schwelgen in Erinnerungen, Mitsingen alter Hits, einfach noch mal abrocken.
Doch den Gefallen tat die Band, die zu Zeiten des Kalten Krieges als erste West-Band vor 200.000 Anhängern am Fuß des Berliner Reichstags spielen durften, den Fans in Gladbach nicht. Denn ausgerechnet "Hymn" spielte die Band so lustlos und unmotiviert runter, als sei es ihr größtes Anliegen, nur keine Stimmung aufkommen zu lassen.
"Barclay James Harvest featuring Les Holroyd" hieß es auf der bis zu 70 Euro teuren Eintrittskarte - der Zusatz mit dem Hinweis auf den Sänger und Bassisten muss sein, denn es gibt seit ein paar Jahren nach einer "Kernspaltung" gleich zwei Bands, die diesen Namen tragen dürfen. Von der Originalbesetzung war in Rottweil nur Richard Lesley ("Les") Holroyd dabei.
Les Holroyd bestach schon in den Glanzzeiten von BJH nicht durch eine besonders große Stimme. Eher brüchig als fest, ist sie trotzdem bei einigen Stücken überaus reizvoll. Im Hockeypark allerdings hatte Holroyd eindeutig Probleme.
Holroyds BJH ist im Vergleich zur Urbesetzung um einiges rockiger, ja härter geworden.
Und statt alter Hits präsentiert er lieber seinen neuen Song "Fly away". Harter Depri-Rock, getragen, pathetisch. Gut, aber eben nicht das, was die Fans von dem Abend erwartet haben. Dabei beeindruckte Gitarrist Michael Byron-Hehir mit seinen beeindruckenden Lead-Gitarren-Soli.
Schade, dass es bis zur Zugabe dauerte, bis BJH den Song spielt, der heute schon fast Volkslied-Status besitzt - "Child of the Universe". Und allein dieser Song wiegte alle Unzulänglichkeiten des Abends auf.