Anwohner protestieren gegen Brücken-Abriss

Die Brücke Bettrather Straße ist marode. Eine Sanierung wäre sehr teuer — trotzdem wünschen sich viele den Erhalt.

Anwohner protestieren, fordern einen Erhalt der Brücke Bettrather Straße. Auch die Leitung der Bischöflichen Liebfrauenschule und die Geschäftsführung des Katholischen Forums würden ihren Abriss bedauern. Der ADFC wünscht sie sich weiterhin, unter Umständen auch nur noch als Holzbrücke, weil sie eine gute Verbindung für Radfahrer ist. Und vielen Politikern ist nicht wohl bei dem Gedanken, eine der markantesten Brücke über die Hermann-Piecq-Anlage abreißen zu müssen.

Foto: Archiv

Allerdings: Sie einfach so zu belassen, ist ausgeschlossen, weil Stahlträger verrostet sind und Mauersteine herausbrechen. Rund 2,5 Millionen Euro würde eine Sanierung kosten, bis zu fünf Millionen ein Neubau. Das ist für die klamme Stadt kaum zu stemmen. Zuletzt kam etwas Hoffnung auf: Vielleicht besteht die Möglichkeit, Geld aus einem Fördertopf zu bekommen.

Peter Hoeveler, Heimatforscher

Dass diese Chance nicht vertan werden sollte, zeigen die Ansichtskarten, die Heimatforscher Peter Hoeveler zur Verfügung gestellt hat. Auch er würde den Abriss der Brücke bedauern, appelliert aber in diesem Fall an die Politiker, eine Holzkonstruktion zu errichten. „Das wäre etwas für Radfahrer und Fußgänger. So eine Brücke wäre ein echter Hingucker“, sagt er.

Hoeveler kennt sich aus in der Stadt. „Weil ich unsere Druck-Erzeugnisse jahrelang kreuz und quer durch Gladbach und Rheydt gebracht habe“, sagt er. Und weil er oft einen Fotoapparat dabei hatte und außerdem Modellbauer und Eisenbahn-Fan ist, hat er fleißig geknipst, wenn er ein Motiv entdeckt hat, das seinen Interessen entsprach. Vor allem Brücken haben es ihm angetan.

Ein „Hingucker“ ist die Brücke Bettrather Straße auf alten Darstellungen immer gewesen. Im Plan der Stadt M.-Gladbach von 1891, so Hoeveler, ist die aus Ziegeln und Werkstein errichtete Überführung über die Strecke der Rheinischen Eisenbahn eingezeichnet, die von Rheydt-Morr zum Bökelbahnhof führte. Eine Ansichtskarte vom 20. Juli 1904, die in Hoevelers Besitz ist, zeigt den Ursprungszustand mit der Gleisanlage und der bis heute existierenden Lohmühle. „Aber dies blieb nicht lange so. Auf einer Karte des Verlags Wilhelm Schraut von 1910 stellt sich die Situation bereits ganz anders dar“, sagt Hoeveler. Die Stadt hatte das Bahngelände gekauft und die vorher steilen Böschungen erheblich abgeflacht.

So gelang es, beiderseits einen Weg anzulegen. Die Fundamente der Brückenpfeiler sind völlig verschwunden, das Grün ist spärlich. „Die Bäume sind gerade mal daumendick und müssten, wenn sie heute noch stehen, fast 110 Jahre alt sein“, sagt Hoeveler.

Eine weitere Karte, die er in seinem Archiv hat, ist von Cramers Kunstanstalt Dortmund und von 1925. Hoeveler, der Besitzer einer Druckerei ist, hat mit fachmännischem Auge erkannt: „Diese Karte ist farbig im Kupfertiefdruck aufgelegt.“ Das Brückenbauwerk auf dieser Ansichtskarte hat ein schmiedeeisernes Geländer, die Brückenpfeiler sind mit Efeu überwuchert. Hoeveler: „Sieht zwar toll aus, ist aber schlecht fürs Mauwerk. Deshalb wurde die wichtige Brücke Viersener Straße schon vor etlichen Jahren erneuert und in verbreiterter Form in Beton gegossen und frei von Bewuchs gehalten.“

Derzeit sehen die Pläne der Stadt vor, die Brücke Bettrather Straße abzureißen und das rund hundert Meter entfernte Pendant Viersener Straße zu sanieren und dieses mit einem Radweg auszustatten.