Mönchengladbach. "Wenigstens ist das Wetter heute nicht so kalt wie gestern", stellt Hans Kellers zufrieden fest. In seiner dicken Regenjacke, mit festen Schuhen und seiner Baseballmütze auf dem Kopf ist er gut gerüstet gegen den feinen Regen, der unablässig herabnieselt: "Seit 35 Jahren bin ich tagtäglich draußen, bei jedem Wind und Wetter. Kranksein, das kenne ich gar nicht", sagt der ausdauernde Wanderer.
Bis zu 15 Kilometer legt Hans Kellers am Tag zu Fuß zurück. Das sind an 20 Arbeitstagen im Monat fast 310Kilometer, die er auf Mönchengladbachs Straßen unterwegs ist. Als einer von zehn Straßenkontrolleuren des Mönchengladbacher Bauhofs ist er dafür zuständig, dass Schäden im gesamten Straßenverkehr - an Fahrbahnen, Radwegen, Bürgersteigen, Ampeln, Schildern, Lampen, Rohren und Leitungen - entdeckt und behoben werden.
"Oberste Priorität für unsere Arbeit ist die Verkehrssicherheit", sagt Hans Kellers. Bei so viel Regen, wie an diesem Tag, denkt der gelernte Straßenpflasterer daher nicht zuerst an nasse Füße, sondern an die Folgen für den Straßenbelag: "Wenn das Wasser gefriert, dehnt es sich aus und drückt die Platten nach oben." Auf dem Belag entstehen Netzrisse, die so genannte Elefantenhaut, aus der schließlich durch die Belastung des Straßenverkehrs tiefe Schlaglöcher werden.
Hans Kellers ist für Straßen im südlichen Stadtbezirk zuständig und kennt zwischen Giesenkirchen und Rheydt jeden Buckel. Und wenn er wie an diesem Tag von der Mülgauer über die Gas- und Hövel- bis zur Römerstraße wandert, grüßt der Straßenkontrolleur manchen Anwohner als einen alten Bekannten.
"Extreme Schlaglöcher am Straßenrand und auf der Fahrbahn", stellt Hans Kellers bei seinem Rundgang an der Stockholtstraße fachmännisch fest.
Sein wichtigster Begleiter ist ein elektronisches Erfassungsgerät, in das Ort, Zeit und Kategorie der festgestellten Mängel eingetragen und von dort ins zentrale Computersystem gespeichert werden. Stolpert beispielsweise ein Passant über einen Pflasterstein und verletzt sich, werden diese registrierten Daten beim Rechtsamt als Beweismaterial hinzugezogen.
Die Straßenkontrolleure teilen die entdeckten Schäden nach Dringlichkeit in unterschiedliche Kategorien ein. An der Stockholtstraße aktiviert Hans Kellers Dringlichkeitsstufe eins und informiert über Handy sofort die Straßenmeisterei.
Die rückt so schnell wie möglich aus, um das Loch mit Kalteinbau notdürftig zu flicken. "Aufgrund der Witterung - mit schwankenden Temperaturen und viel Frost - fahren wir in diesem Winter extrem viele und extrem unterschiedliche Einsätze", sagt Straßenmeister Günter Winkels. Manche der anstehenden Reparaturen müssten daher warten und teilweise sogar auf das Frühjahr verschoben werden.
Dass die Straßenmeisterei zurzeit fast jeden Tag zum Einsatz ausrückt, hat noch einen weiteren Grund: "Die Straßenbelage in Mönchengladbach sind zu alt und entsprechen nicht mehr modernen Standards", sagt Winkels.
Hans Kellers Sorgenkind an diesem Tag ist die Färberstraße: "Hier liegt eine stillgelegte Kanaltrasse unter dem Asphalt, die die Straßendecke nach oben drückt". Die Maßname der Stadt: Sie hat aus der Färberstraße eine Anliegerstraße gemacht, um sie vom Verkehr zu entlasten.
Geld für große Bauprojekte und Erneuerungen fehlt. Für Straßenkontrolleur Hans Kellers in seinen langen Dienstjahren längst Alltag: "Manchmal können wir einen Schadensbereich erst einmal nur absperren."