Aus Wasserturm wird Wall
Das 55 Meter hohe Wahrzeichen zerfiel zu Bauschutt. Gruppen und Projekte bekommen etwa 400 000 Euro.
Mönchengladbach. Der Wickrather Wasserturm, 55 Meter hoch und 106 Jahre alt — das war einmal. Der Abriss des von vielen älteren Wickrathern so geliebten „Langen“ ist abgeschlossen. Jetzt rollt der viele Tonnen schwere Bauschutt nach Wanlo, wo er in einem langen Schutzwall zwischen Dorf und Braunkohle-Tagebau verbuddelt wird. So bleibt alles in der Gemeinde.
An den seit Jahrzehnten unbenutzten Wasserspeicher, der so markant in die Landschaft ragte, wird nichts mehr erinnern. Stefan Stelten, Geschäftsführer des Eigentümers Kreiswerke Grevenbroich, sagt: „Wir werden keine Tafel oder so etwas aufstellen, sondern den Bereich aufforsten.“ Pläne, das kunstvolle Turm-Portal zu konservieren und auszustellen, hat man fallen gelassen. Stelten: „Das war uns zu teuer.“
Jahrelang haben Personen wie Heinz Schnitzler für den Erhalt ihres Wahrzeichens gekämpft und Unterschriften gesammelt. Rund 9000 Bürger schlossen sich einer Bürgerinitiative an. Viele Ideen gab es, den Altbau, der nicht unter Denkmalschutz stand, zu retten. Mal sollten Räume für Jugendliche geschaffen werden, mal sollte eine Glaskuppel oben auf dem Dach für klare Sicht und Fortbestand sorgen.
Stelten forcierte den Abriss: Eine Sanierung hätte 820 000 Euro gekostet. Geld für einen Turm, der nicht mehr gebraucht wurde. In dem Wickrather Schutzgebiet fördern die Kreiswerke rund eine Million Kubikmeter Rohwasser jährlich. Für die Wickrather und per Konzessionsvertrag.
Der Verwaltung — der Turm stand auf Stadtgebiet — fiel die Erteilung der Abriss-Genehmigung nicht schwer. Schließlich hätte sie sich zu etwa 40 Prozent an den Sanierungskosten beteiligen müssen. Geld, das Stadtfinanzchef Bernd Kuckels (FDP) nicht hat. Die Turm-Schleifung durch eine Cuxhavener Firma werde rund 100 000 Euro kosten, so Stelten. Da die Kreiswerke künftig für die Stützung des Wasserturms kein Geld mehr ausgeben müssen und die Sanierung nicht mehr nötig war, machte Stelten den Gladbachern die Aktion Abriss mit einem Geschenk über rund 400 000 Euro schmackhaft.
„Diese Summe wird den Wickrathern zur Verfügung gestellt“, sagt Stelten. Darüber werde er mit Bezirksvorsteher Arno Oellers (CDU) und anderen sprechen. Das werde eine Art Sponsoring für Vereine und Projekte. „Wir überweisen die Beträge direkt an diese Leute.“ Und nicht an den Stadtkämmerer.
Nach dem Druck von Vogelschützern zeigte Stelten ein Herz für einige Wanderfalken, die bislang im Turm nisteten. Auf einem etwa 130 Meter vom Riesenturm entfernten Strommast der Bahn wurde ein Ersatznistkasten montiert. Im Wickrather Kirchenturm steht noch einer. Für Fledermäuse gibt’s keinen Ersatz. „Die waren auch nicht hier“, sagt Hans-Josef Rüdiger. Er ist in Wickrath Werkswart.