Ausbau der A 52 und A 61 zurückgestellt
Der Bundesverkehrswegeplan erteilt dem Vorhaben, beide Autobahnen sechsspurig um Gladbach herum zu führen, eine Absage.
Überrascht, sprachlos, empört, wütend — das sind die bisherigen Eskalationsstufen bei Mönchengladbachs Verkehrsplanern und -politikern, seit sie den Entwurf des Bundesverkehrswegeplanes für die Zeit bis 2030 gelesen haben. Und diese Verärgerung über das Bundesverkehrsministerium mündet in einer mehrseitigen Stellungnahme, mit der die Gladbacher gegen den Plan und den zurückgestellten sechsspurigen Ausbau der Autobahnen 52 und 61 vorgehen.
Dabei versprechen sie sich große Hilfe von den beiden Bundestagsabgeordneten Günter Krings (CDU) und Gülistan Yüksel (SPD). Sie sollen gemeinsam bei Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gegen den Entwurf und die — so die vorherrschende Meinung — klare Benachteiligung Mönchengladbachs vorgehen. „Man könnte hier teilweise sofort auf die Baustelle, so viele Vorarbeiten sind bereits gemacht worden. Und plötzlich werden diese Projekte zurückgestuft. Das ist unfassbar“, empörte sich der Sprecher der SPD im Bau- und Planungsausschuss, Thomas Fegers.
Seit mehr als zehn Jahren sind die Gladbacher Verkehrsexperten davon ausgegangen, dass die A 52 vom Autobahnkreuz (AK) Mönchengladbach bis zum AK Neersen sowie die A 61 vom AK Mönchengladbach bis zum AK Wanlo sechsspurig ausgebaut werden. Diese Maßnahmen standen auch im Bundesverkehrswegeplan von 2003 — aus gutem Grund: Weil der Lückenschluss der A 44 zwischen Mönchengladbach-Ost und -Odenkirchen an der Umweltproblematik scheiterte, wurde der sechsspurige Ausbau der beiden Autobahnen als Ersatz geplant. Das stand nicht nur irgendwo auf Papier — es wurde auch schon fleißig an den vorgesehenen Ausbauten gearbeitet. Bei der A 52 sind alle Umweltbelange abgestimmt, die Entwürfe wurden überarbeitet. Auch beim Ausbau der A 61 gibt es Ansätze. Für beide Bauprojekte galt der „vordringliche Bedarf“.
Von diesem „vordringlichen Bedarf“ ist im neuen Entwurf keine Rede mehr: Die A 61 wird rückgestuft in den „weiteren Bedarf mit Planungsrecht“, die A 52 geht sogar noch eine weitere Stufe runter. Für die Stadt ist dies ein Fiasko. Denn sowohl der Lärmaktionsplan als auch das Lkw-Routenkonzept gehen davon aus, dass mehr Verkehr über die beiden Autobahnen abgewickelt wird, die Mönchengladbach umgeben. Berechnungen ergeben sogar eine Verminderung von rund zehn Dezibel in zahlreichen Wohngebieten, wenn der Verkehr von innerstädtischen Straßen auf die Autobahnen verlagert werden kann. Das ist aber nur möglich, wenn sie leistungsfähig werden. Denn wer den täglichen Verkehr auf den Teilstücken von A 61 und A 52 auf Gladbacher Gebiet erlebt, stellt schnell fest: Es gibt Verbesserungsbedarf.
Auch bei Bahnstrecken gibt es Kritik aus Mönchengladbach zu den Einstufungen: Das Projekt „Rheydter Kurve“ sollte als Einzelprojekt entfallen, stattdessen sei der Ausbau des Knotens Köln wichtiger. Auch die vorhandene Bahnstrecke von Köln nach Aachen sollte aufgewertet werden. „Es ist nicht hinzunehmen, dass man von Mönchengladbach aus nicht in einer Stunde in Köln sein kann“, sagt der grüne Planungspolitiker Georg Weber. Ebenso wichtig ist für die Gladbacher das Schienenverkehrsprojekt von der niederländischen Grenze über Kaldenkirchen und Viersen nach Odenkirchen. Es taucht im neuen Planwerk nur noch unter „ferner liefen“ auf. „Wir müssen in Mönchengladbach durch den Tagebau viele Lasten für andere tragen. Da kann man erwarten, dass man bei der Verkehrsentwicklung entsprechend berücksichtigt wird“, sagt CDU-Planungspolitikerin Annette Bonin.
Schon heute ist die Benachteiligung Gladbachs Thema im Verkehrsausschuss des Regionalrates. Da soll Tacheles geredet werden.