Auslastung bei der Feuerwehr: Schmerzgrenze für Retter
Feuerwehrchef Lampe weist Vorwürfe zurück.
Mönchengladbach. In der vergangenen Woche stießen Notfallhelfer der Stadtfeuerwehr wieder einmal an ihre Grenzen. Im Schneechaos gab es so viele Anrufe für Erste Hilfe, dass sogar Besatzungen mit Löschfahrzeugen losbrausten, um Menschen in Notlagen zu helfen.
In einem Brief, der der WZ vorliegt, kritisiert ein Insider, dass die Feuerwehr in solchen Situationen zu selten auf die Rettungsdienste z.B. von Malteser, Deutschem Hilfsdienst/Mediotrans oder Johanniter zurückgreife. Mehr noch: Er wirft der Stadtführung vor, dass sie die Feuerwehr angewiesen habe, die privaten Hilfsdienste außen vor zu lassen, um im Millionen-Geschäft Rettungsdienst mehr kassieren zu können.
Jörg Lampe, Chef der Feuerwehr, kann bei solchen Vorwürfen bzw. Unterstellungen, wie er sagt, nur den Kopf schütteln: „Das ist Blödsinn, so etwas gibt es bei uns nicht.“ Und meint gleich, den Kritiker geoutet zu haben.
Lampe räumt ein, dass es Extrem-Situationen wie vergangene Woche gegeben habe. Da habe man sogar Notärzte aus Nachbar-Kommunen mit eingesetzt, „um effektiv helfen zu können“.
Auch eine weitere Kritik, die Feuerwehr nutze zu selten das Konzept „ManV“ („Massenanfall von Verletzten“), um Geld zu sparen, weist Lampe weit von sich. Bei „ManV“ müssten Hilfsdienste beteiligt werden, weil die eigenen Leute es nicht schaffen. Bei dem NEW-Busunfall am 9. März im Bereich Wilhelm-Strauß-/Dorfbroicher Straße in Rheydt mit elf Verletzten hätte das ManV-Konzept, so der Insider, angewandt werden müssen. Zum Glück stellte sich heraus, dass die meisten der Fahrgäste nur leicht verletzt waren.
Für Lampe ist die Kritik „unverständlich“. Er sagt, dass in Gladbach lediglich noch der Deutsche Hilfsdienst die Genehmigung habe, Notfall-Rettung durchzuführen. Und der klage oft, nicht bzw. zu selten beteiligt zu werden. Andere Organisationen hätten weder die Lizenz noch Mannschaft und Material.
Aber: Im Katastrophen-Fall werden DRK, Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Johanniter und Malteser alarmiert. Ihnen stellt die Feuerwehr jeweils einen Rettungswagen (RTW) zur Verfügung. Kommt es zum Ernstfall, sind die Hilfsdienste verpflichtet, innerhalb von 30 Minuten vor Ort zu sein.
2012 wurde die Feuerwehr zu 27 728 Notfall-Einsätzen gerufen. In diesem Rettungsbereich hat sie eine Monopolstellung. Anderes bei den Krankentransporten: Da fährt noch der Deutsche Hilfsdienst/Mediotrans u.a. im Auftrag der Kommune mit.