Barrierefrei — jetzt auch in Rheydt
Mit 65 000 Euro wurden die Hürden zu wichtigen Abteilungen der Stadt weggeräumt.
Mönchengladbach. Barrierefrei — das geht (bald) auch im Rheydter Rathaus. Am Neumarkt gegenüber Karstadt sind die Arbeiten für den Extra-Eingang so gut wie erledigt. Rolli-Fahrer sowie Mütter und Väter mit Kinderwagen haben „freie Fahrt“.
Jahrelang haben sich Vertreter des Sozialverbandes VdK, Betroffene wie das Ehepaar Sturm, aber auch Politiker wie Bezirksvorsteher Karl Sasserath (Bündnis-Grüne), den Mund fusselig geredet und einen behindertengerechten Zugang für das Alt-Rathaus gefordert.
Sie scheiterten an den politischen Mehrheiten aus CDU/FDP. Die wollten das Rathaus vor Jahren sogar abreißen lassen und durch einen Neubau ersetzen. Der hätte dann einen Eingang gehabt, den auch Behinderte passieren können.
In Ampel-Zeiten (SPD, FDP, Bündnis-Grüne) ist das notwendige Geld — mehr als 65 000 Euro — zur Verfügung gestellt worden. Neben dem gläsernen Eingang F musste ein Mitarbeiter des Jugendamtes sein Büro räumen.
Hier wurde ein Fenster entfernt und ein zusätzliches Loch in die Außenwand gestemmt — für eine Automatiktür. Im Bereich „F“ fiel ein Baum, außerdem wurde Gebüsch entfernt. So konnten Pflasterer den Weg ebnen und neu anlegen (Foto).
Künftig reicht ein Druck auf den Knopf, und die neue Tür öffnet sich neben dem gewohnt-bekannten Eingang. Von hier aus ist die relativ bequeme Zufahrt zum Aufzug möglich.
Bürgerservice, Melde- und Ausländerwesen werden besser erreichbar sein, sagt Stadtsprecher Dirk Rütten. Unüberwindbar für Menschen im Rollstuhl sind aber weiterhin die neun Stufen zum Meldewesen/Bürgerservice.
Die Lösung: Bei Bedarf kommt ein Mitarbeiter zum Kunden und erfüllt dessen Wünsche. Dieser muss wohl vorher eine Klingel drücken. Mit einer Rampe überbrückt werden sollen die drei Stufen in der 1. Etage neben dem Passbild-Automaten zum Rathaus-Foyer. Das Ausländeramt in der zweiten Rathaus-Ebene sei ebenfalls „bequem zu erreichen“.
Mittlerweile sind die meisten (öffentlichen) Gebäude der Stadt behindertenfreundlich. Zu den unrühmlichen Ausnahmen gehört die historische Abtei. Die Bezirksverwaltungsstellen mit ihren Servicezonen wurden umgebaut beziehungsweise nachgerüstet.
In Hardt allerdings geht’s für Rollstuhlfahrer eher umständlich über einen Hintereingang. Und der ist weiterhin ein Provisorium. Keine Probleme gebe es auch an Zulassungs-, Führerscheinstelle der Rheinstraße, ebenso im Versorgungsamt und Meldestelle der Fliethstraße. „Barrierearm“, sagt Dirk Rütten, sind die Museen, die Kaiser-Friedrich-Halle, das Haus Erholung und das Rheydter Theater.
Nicht selten sind es die kleinen Dinge, die große Wirkung haben. So monierte der Neuwerker VdK-Behindertenvertreter Franz Parsch fehlende Geländer am Treppenaufgang zur Bühne der neuen Krahnendonk-Halle am Gathersweg. Parsch sprach mit Henning Wimmers. Der ist städtischer Behinderten-Beauftragter. Wimmers kümmerte sich — in Neuwerk stürzt jetzt keiner mehr ab.