Bauern haben Ärger auf dem Acker
Bauern kritisieren, dass die Bürger immer weniger Rücksicht auf sie nehmen. Viele glauben, das liegt an mangelndem Wissen über Ernte und Co.
Mönchengladbach. Heribert Franken traute seinen Augen nicht, als er eines Tages zwei Golfer auf einem seiner Getreidefelder in Rheindahlen erwischte: "Das Korn hatte für ein paar Abschläge eine optimal Höhe. Die beiden Männer sagten, sie wollten nur etwas üben. Dass sie das auf meinem Privatgrundstück und noch dazu auf meinen landwirtschaftlichen Produkten machen, darüber hatten sie offensichtlich nicht nachgedacht", erzählt der Gladbacher Landwirt.
Ärger zwischen Bürgern und Landwirten scheint in Mönchengladbachs ländlich gelegenen Stadtteilen ein immer größeres Problem zu werden. Das zeige sich in vielen Dingen, sagt Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, zu der auch Mönchengladbach gehört.
Ein großes Problem seien vor allem Hunde, die durch Gemüse- und Kartoffeläcker toben. "Die Leute denken wahrscheinlich, dass bei so einem großen Feld ihr Hund nichts kaputt machen kann. Aber die Menge macht’s. Viele Pfoten zerstören die Ernte", sagt Wappenschmidt. Und Franken fügt hinzu: "Der Hundekot ist außerdem unhygienisch und beeinträchtigt die Qualität der Ernte."
Ein Argument, dass ein Hundebesitzer (26) aus Gladbach, der sich in Feldern vergnügt, nicht einsieht: "Wildtiere gehen auch über Äcker und hinterlassen Kot", sagt er, als er angesprochen wird. Solche Reaktionen sind für Wappenschmidt nicht selten: Dahinter steckt für ihn mangelnder Respekt vor Privateigentum. "Das merkt man auch, wenn die Leute Äpfel von den Plantagen pflücken oder nachts Kartoffeln ausbuddeln. Kaum einer scheint sich Gedanken zu machen, dass das verboten ist."
Zahlen gebe es nicht, da es schwierig sei, jemanden "auf frischer Tat zu ertappen". Schilder, die an manchen Äckern und Plantagen darauf hinweisen, würden meist ignoriert. Franken glaubtauch, dass heutzutage keiner mehr genug über das Thema Landwirtschaft wisse. "Dass es um Lebensmittel geht, die wir alle später im Supermarkt oder auf dem Markt kaufen, ist kaum noch jemandem wirklich bewusst. Oder dass wir gerade bei trockenem Wetter ernten müssen und unter Zeitdruck stehen, weshalb es schon mal bis spät abends dauern kann."
Denn viele Bürger störe die lang dauernde Ernte, die Staubwolken, die dadurch auf trockenen Feldern aufgewirbelt werden oder übelriechender Dünger. "Spaziergänger sind auch häufig genervt, wenn ihnen auf landwirtschaftlichen Wegen ein Traktor entgegen kommt. Sie vergessen, dass die Wege von allen genutzt werden dürfen", sagt Wappenschmidt.
Er und Franken wünschen sich mehr gegenseitiges Verständnis: "Wir wissen, dass auch viele Kollegen nicht freundlich mit den Bürgern umgehen. Auf abgeernteten Stoppelfeldern richten Hunde, Kinder, die Drachen steigen lassen oder auch Reiter mit ihren Pferden zum Beispiel keinen Schaden an. Sie könnte im Grunde genutzt werden, bis sie umgewälzt werden", sagt Wappenschmidt. Franken fügt hinzu: "Gerade in Mönchengladbach, das sehr ländlich umgeben ist, ist gegenseitige Rücksicht wichtig. Da müssen sich die Bürger und die Bauern Mühe geben."