Baum im Tiergarten erleichtert Abschied vom Schnuller
Er ist der Erste seiner Art in der Stadt — im Tiergarten hilft ein Kirschlorbeer bei der Trennung.
Mönchengladbach. Für Maximilian war es nicht schwer. Der Dreijährige hat seinen Schnuller leichten Herzens in den portugiesischen Kirschlorbeer gehängt, der frisch gepflanzt im Tiergarten Odenkirchen steht. Dann ist er an der Hand seiner Mama zu den angrenzenden Fischteichen gehüpft, hat sich auf das Mäuerchen gestellt und die dicken Koi-Karpfen beobachtet.
„Seit drei Wochen benutzt er ihn nicht mehr“, berichtet Maike Bamberger. Weil es für die richtige Zahnstellung wichtig ist, hat sie ihrem Sohn das Nuckeln beizeiten abgewöhnt. „Den Schnuller von seinem Bruder hat er gleich mit aufgehängt.“ Leonard ist neun Monate alt, schläft unberührt von dem Lärm in seinem Kinderwagen, den sein Vater Peter schiebt. „Leonard mochte den Schnuller nie“, sagt er.
Auch Mathilda Rombol fiel es nicht schwer, sich von ihrem Schnuller zu trennen. „Sie hat ihn nur noch zum Babyspielen genutzt“, sagt Sylvia Oettli, die Mutter des zwei Jahre und neun Monate alten Mädchens. Außerdem war er kaputt. „Papa drüberdefaht, mit Kinderwagen“, sagt die Kleine mit großen Augen. Die beiden sind oft im Tierpark und freuen sich, wenn sie in Zukunft bei dieser Gelegenheit den Schnuller besuchen können.
„So einen Schnullerbaum habe ich schon mal in Aachen gesehen“, sagt Oettli. „Dort ist der Schnullerbaum schon zusammengebrochen.“ Wobei sie nicht sicher ist, ob es an Überlastung durch Schnuller lag.
Oettli ist Mitglied beim Ladies’ Circle 51, einer Serviceorganistion junger Frauen bis 45 Jahre. Dort entwickelte sich die Idee, so einen Schnullerbaum auch in Mönchengladbach zu pflanzen, damit sich die Kinder zwischen drei und vier Jahren leichter davon trennen. Der Circle hat den Baum dem Tiergarten Odenkirchen gespendet. „Die Idee stammt aus Dänemark, wo es schon 1920 den ersten Schnullerbaum gab“, erzählt Nicole Dambowski, Präsidentin des Clubs.
Norbert Oellers, Leiter des Tiergartens hatte die Idee auf Anhieb gefallen. „Viele kleine Kinder sind bei uns zu Besuch.“ Er wählte einen Platz hinter Bänken. Dort können Tiergarten-Besucher nicht so leicht im Vorbeigehen an den Baum kommen, um im schlimmsten Fall mit den ehemals heiß geliebten Schnullern Unfug treiben. „Ich wollte einen immergrünen Baum“, begründet Oellers die Wahl. „Der portugiesische Kirschlorbeer wächst nicht so schnell wie der normale.“ Auf der anderen Seite des Weges steht schon ein Exemplar dieser Art, so dass sich eine schöne Symetrie ergibt, wenn der Schnullerbaum mal groß ist. Die Schnuller hängen wie bunte Blüten darin.