Begeisterte Abbruch-Touristen am Iduna-Haus

Nachbarn sind genervt. Iduna-Haus bis Freitag weg.

Mönchengladbach. Es ist 19.30 Uhr, als sich der Riesenbagger auf der Baustelle Hindenburgstraße langsam in Richtung Iduna-Haus bewegt. 80 Zuschauer stehen am Bauzaun und recken die Köpfe. An einem der Holzhäuschen steht „VIP-Lounge“. Von hier aus hat man den besten Blick auf das Geschehen. Die Blicke streifen einen geschmückten Weihnachtsbaum, der vor der Kulisse des gewaltigen Iduna-Hauses wie Spielzeug aussieht.

In einer Hand die Bratwurst, in der anderen die Digitalkamera: Die Kiebitze beobachten, wie Baggerfahrer Norbert Korziak den über 50 Meter langen Arm des drei Millionen teuren Baugerätes ausfährt und an eine Wand des neun Stockwerke hohen Gebäudes anlehnt. Vom Boden aus wird Wasser auf die Mauern gesprüht, um den Staub zu binden.

20 Uhr: Die ersten Funken sprühen. Die Greifzange des Baggers ist auf Metall gestoßen. Große Steinbrocken rutschen hinter der 25 mal zehn Meter großen Schutzmatte vorbei, die von einem Teleskop-Kran gehalten wird. Krachend knallt der Schutt auf den Boden.

„Am ersten Sonntag haben wir wegen des Lärms im Bett gestanden. Wegen des Staubs können wir die Fenster nachts nicht öffnen, und die Flaschen tanzen auf dem Tisch“, sagt Schichtarbeiter Heinz Peter Mertens, der nur einen Steinwurf von der Baustelle entfernt wohnt. Nachbarn haben ihm erzählt, dass ihre Balkone durch die Bauarbeiten Risse bekommen hätten. Ältere Anwohner würden sich aufregen, sagt Mertens.

Beobachter interessieren sich mehr für das Spektakel. „Das ist gespenstisch, wie sich der Bagger in das Gebäude frisst“, sagt ein Passant. Ein Junge findet das, was er sieht, „hammerhart“. Vor den Weihnachtsbuden wird gekehrt, sie machen für heute Feierabend.

„Die Umsätze auf dem Weihnachtsmarkt sind gut, und auch die Einzelhändler sind zufrieden. Beide profitieren vom Baustellen-Tourismus“, sagt Sven Tusch vom Schaustellerverband.

Aus Sicherheitsgründen arbeitet der Bagger nachts, von 20 Uhr abends bis 6 Uhr morgens. Das hohe Haus wird bis zur zweiten Etage abgetragen. „Es gab bisher keine Probleme. Wenn es weiter so läuft, werden wir mit dem Abriss Freitag fertig“, sagt Tobias Prangenberg von der Abbruchfirma.

Auch das Iduna-Haus fällt für das neue, große Shoppingcenter.