Behinderte schützen die Natur

Nabu und Lebenshilfe arbeiten zusammen in der Bistheide bei Venn.

Foto: Jörg Knappe

Mönchengladbach. Einfach zu finden ist die Bistheide bei Venn nicht. Hinter dem Autobahnkreuz Mönchengladbach befindet sich das kleine Naturschutzgebiet, um welches sich der Mönchengladbacher Naturschutzbund (Nabu) schon seit 25 Jahren kümmert.

In den vergangenen Monaten wurde dort ein soziales Inklusionsprojekt umgesetzt. „Von der Lebenshilfe des Rhein-Kreises Neuss kam die Anfrage, ob fünf Menschen mit Behinderung mit uns zusammenarbeiten könnten“, erinnert sich die Nabu-Vorsitzende Ruth Seidel, die spontan zusagte.

Seit November legten die Erwachsenen, die in einem Wohnprojekt in Grevenbroich wohnen, in der Bistheide Hand an. Neben dem Inklusionsgedanken sollte der Gruppe außerdem der Naturschutzgedanke vermittelt werden.

„Vor einigen hundert Jahren war hier eine richtige Heide“, erläutert Seidel. „Sehr wichtig ist uns der Erhalt der Flachsgruben und der Amphibien“, sagt die Spezialistin für Insektenkunde.

Die Bistheide biete den größten Amphibienbestand in Mönchengladbach. „Mit dem Schutz der Flachsgruben erhalten wir aber nicht nur die Natur, sondern auch ein Stück Kultur“, fügt Seidel hinzu. Früher wurde in den feuchten Gräben der Flachs zur Leinenherstellung eingeweicht, um ihn weiterverarbeiten zu können.

„Jeden Samstag kamen die Fünf mit jeweils einem Betreuer und haben mit uns geschnitten, gesägt und Strauchwerk am Wasser entfernt“. Die Nabu-Mitglieder wollen dort den Wald zurückdrängen und versuchen die Heide wieder auszubreiten. „Die Kulturpflanze Heidekraut und andere Blumen möchten wir hier wieder ansiedeln“.

Vorgestern war für das Quintett und ihre Betreuer der letzte Tag in der Bistheide. „Sie haben zum letzten gemeinsamen Arbeitstag selbst gebackenen Kuchen mitgebracht, das war ein schöner Abschluss“.

Die wenigen unberührten Naturreservate, die es in Mönchengladbach noch gibt, möchte der Nabu erhalten. Ruth Seidel ist es wichtig, dass die Mönchengladbacher wissen, dass es solch schützenswerte Flächen vor der Haustür gibt.

Über die Geschichte dieser Gegend kann man auch durch den Namen etwas erfahren. Seidel erklärt: „Bist kann man als öde, biestig oder auch moorig im übertragenen Sinne verstehen. Man kann vom Namen her ableiten, dass in der Bistheide früher schon ein magerer, mooriger Boden war — und eine Heide“.