Lauter Protest gegen die Salafisten

Während fast alle friedlich demonstrierten, warfen Hooligans mit Flaschen und zündeten Pyrotechnik.

Foto: Knappe

Mönchengladbach. Für manchen wird der Einkaufsbummel am Samstagmittag eine große Überraschung gewesen sein, denn statt einkaufender Familien bot sich oberhalb der Arcarden-Baustelle das Bild von Polizeiwagen und Hundertschaften Polizisten.

Foto: Jörg Knappe

Insgesamt fünf Demonstrationen waren bei der Mönchengladbacher Polizei angemeldet worden. Ab 13 Uhr versammelten sich die einzelnen Gruppierungen um den Alten Markt.

Salafisten-Demo in Gladbach
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Salafisten-Demo in Gladbach

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„Rund um die Salafisten-Kundgebung demonstrieren das Bündnis „Aufstehen“, „Die Partei“, ProNRW und die Bürgerlichen“, berichtete Polizeisprecher Willy Theveßen.

Man versuche die verschiedenen Lager voneinander fernzuhalten. Sollte das jedoch nicht gelingen, werde man durch Sperrungen versuchen, die Lage in den Griff zu bekommen, hieß es.

Dass die Trennung der Lager nicht ganz so klappte, wie man es sich vorstellte, führte zu Unmut. Torben Schultz (Linke) und Felix Heinrich (SPD) hatten sich der Gegendemo des Bündnisses angeschlossen. Sie konnten nicht verstehen, dass sie auf dem Kapuzinerplatz direkt neben der „German Defence League“, die der rechten Hooligan-Szene zugeordnet wird, standen.

„Alles ist sehr chaotisch, anscheinend klappt das mit der Trennung gerade nicht, die Pläne der einzelnen Standorte haben sich geändert. Ich hoffe, dass sich die Lage gleich klärt“, sagten Schultz und Felix Heinrichs unisono kurz vor Beginn der Demonstration.

Um 15 Uhr begannen die Bürgerlichen mit ihrer Demonstration. Wilfried Schultz, Gründer der Bürgerlichen, die sich aus der Interessengemeinschaft Eicken entwickelte, rief durch das Megafon: „Die Salafisten sind Terroristen. Sie bekommen hier keinen Meter Grund und Boden!“

Seine Rede beendete Schultz mit den Worten: „Auch wir können beten.“ Er begann mit dem „Vater Unser“ — und alle um ihn herum stimmten ein.

Gegen 15.15 Uhr starteten dann auch die Salafisten am Brunnen auf dem Alten Markt mit ihrer Kundgebung. Ihr Gebet wurde von Pfiffen und Parolen der Umstehenden gestört. Kurz danach liefen die Mitglieder der „German Defence League“ und andere Demonstranten, die vor einer Fußball-Kneipe standen, in Richtung des Brunnens.

Es flogen Flaschen, Feuerwerkskörper und Pyrotechnik wurden gezündet. Zu diesem Zeitpunkt läuteten auch die Glocken der Citykirche für drei Minuten.

Für einige Minuten war nicht klar, wie sich die Situation entwickeln würde. Einige der Randalierer versuchten zu der abgesperrten Fläche zu gelangen, auf der die Salafisten ihre Bühne aufgebaut hatten. Ein Bus geriet in die aufgeheizte Menge und konnte seine Fahrt nicht fortsetzen. Die Polizei schritt ein und beruhigte die Situation.

Die Mitglieder der „German Defence League“ wurden von der Polizei als unangemeldete Kundgebung betrachtet. Das führte dazu, dass die mittlerweile in die Waldhausener Straße abgedrängten Randalierer bis nach 18 Uhr erkennungsdienstlich behandelt und dann über die Aachener Straße vom Alten Markt abgedrängt wurden. Während dieser Zeit wurden weiterhin Feuerwerkskörper gezündet.

Gäste der benachbarten Kneipen wurden in den Wirtschaften festgehalten, da sich dort nach Polizeierkenntnissen einige Randalierer versteckt hatten.

Der Alte Markt wurde gegen 15.30 Uhr komplett für den Verkehr gesperrt werden. Busse wurden über die Aachener- und Viersener Straße umgeleitet.

Die ersten Demonstrationen lösten sich gegen 16 Uhr auf. Die Kundgebung der Salafisten fand wie geplant bis gegen 18 Uhr statt. Die Reden von Sven Lau und Pierre Vogel wurden von dem Gebrüll und Gepfeife der Gegendemonstranten durchgehend gestört.

Einige der Demonstranten standen vor der Polizeiabsperrung und deuteten den Hitlergruß an oder riefen nationale Parolen. Die wenigsten Umstehenden störte das. Einer der Schaulustigen sagte: „Scheinbar sind heute alle rechts.“