Bekommt Kaufland einen Korb für Holter Standort?

Auf dem Areal des leerstehenden Praktiker-Marktes würde die Firma Jessen gerne bauen.

Foto: Knappe

Mönchengladbach. Die Lebensmittel-Kette Kaufland wird vorerst kein neues Selbstbedienungs-Warenhaus in Holt errichten können. Das erfuhr unsere Zeitung am Donnerstag aus der Stadtverwaltung. Es gebe noch „zu viele Detailfragen“, die geklärt werden müssten.

Wochenlang hatte es um das Millionen-Projekt heftigen Streit innerhalb der Stadtverwaltungsspitze gegeben. Während Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD) Ja sagte, meldeten die Dezernenten Michael Schmitz (CDU; Jurist) und Andreas Wurff (parteilos; Stadtplaner) massive Bedenken an.

Die Gladbacher Baufirma Jessen der CDU-Brüder Bücker hatte bereits vor Wochen eine Bauvoranfrage für den Bereich Aachener Straße/Bahnstraße gestellt — dort, wo der Baumarkt Praktiker Pleite ging. Im Wesentlichen geht es um ein Warenhaus mit unzähligen Artikeln fürs Alltägliche, sortiert auf mehr als 5000 Quadratmetern Einzelhandelsfläche.

Die Bücker-Brüder drängten auf eine schnelle Entscheidung. Da für das Pleite-Areal kein Bebauungsplan existiert, sollte es rasch und nach Paragraph 34 Bundesbaugesetz gehen. Auch die Politik hätte nicht grundlegend beteiligt werden müssen. Das Ziel: Flott den Praktiker-Komplex abreißen und neu bauen — für den Groß-Interessenten Kaufland aus Neckarsulm.

Während sich Bude mit dieser Express-Variante der Firma Jessen angefreundet hatte, meldeten Schmitz und Wurff — die sich wie Bude nicht auf Anfrage zu dem Thema äußern — ihre „fachlichen Bedenken“ an. Ihre Kritik-Punkte, so Insider: Ein solch großer Markt sei nicht vertretbar mit gültigen Einzelhandels-Konzepten, er gefährde zudem umliegende Geschäfte.

Hinzu kommen große verkehrliche Belastungen durch Lkw-Anlieferung und hunderte Kunden-Autos täglich in einem Bereich, der sowohl in Teilen Umweltzone ist und gerade für viel Geld verkehrsberuhigt beziehungsweise neu gestaltet wurde. Gemeint ist die Aachener Straße. All das — Emissions- und Verkehrsprobleme usw. — hätten in einem ordentlichen Bebauungsplan geregelt werden müssen. Doch das hätte viel Zeit gekostet.

Der negative Stadtverwaltungsbescheid der Bücker-Bauvoranfrage „Kaufland“ könnte auch mit kritischen Äußerungen der SB-Warenhaus-Kette Real in Verbindung gebracht werden. Real-Manager sollen nach Informationen unserer Zeitung bei Bude vorstellig geworden sein und auf „mögliche Konsequenzen“ einer Kaufland-Ansiedlung aufmerksam gemacht haben.

Kaufland würde in eine von Real stark geprägte Mönchengladbacher Supermarkt-Landschaft einbrechen. Derzeit unterhält Real neben der Firmenzentrale im Volksgarten vier Warenhäuser, wobei das große nahe der Trabrennbahn in Neuwerk geschlossen werden soll, wenn hier der Pachtvertrag endet.

Momentan baut Real in der Volksgarten-Verwaltung Reyerhütte Stellen ab. Im Dezember 2013 hieß es, bei Real (Metro-Group) müssten etwa 150 Leute gehen. Da war noch von insgesamt 900 Stellen die Rede. Real-Pressesprecher Markus Jablonski äußerte sich damals nicht zu Einzelheiten.

Auch zu den Kaufland-Aktivitäten hält man sich bedeckt. Von Real-Mitarbeitern heißt es, in einer Betriebsversammlung hätte sich die Leitung zum Fortbestand der Hauptverwaltung Volksgarten bekannt. Ein Umzug zur Metro-Verwaltung in Düsseldorf sei kein Thema mehr.