Besorgter Blick nach Japan
Die Erschütterungen der Katastrophe wirken bis nach Gladbach.
Mönchengladbach. Das schwerste Erdbeben in der Geschichte Japans, gefolgt vom verheerenden Tsunami und einer drohenden Atomkatastrophe lässt auch Gladbach nicht kalt. 45 Japaner leben in der Stadt. Japanische Firmen haben hier ihren Sitz, die japanische Sprache und Kultur wird immer beliebter.
Vor dem Gebäude des Unternehmens Hoya Lens an der Krefelder Straße weht die japanische Flagge auf Halbmast. Hoya Lens Deutschland ist die Tochter eines japanischen Konzerns, sie entwickelt und produziert optische Gläser. „Wir haben als Zeichen der Verbundenheit mit unserer japanischen Mutter die Flagge auf Halbmast“, sagt Marketingleiter Michael Geller. „Unsere Konzernzentrale in Tokio ist glücklicherweise nicht beschädigt worden.“ Die japanischen Kollegen, die zur Zeit in Gladbach arbeiten, hätten alle Kontakt zu ihren Familien herstellen können.
Glück gehabt hat Mariko Ilgert-Johara. Die gebürtige Japanerin lebt seit mehr als vierzig Jahren in Deutschland und unterrichtet ihre Muttersprache an der Volkshochschule (VHS) Gladbach. Sie war vergangene Woche zu Besuch in Japan und ist erst am Sonntag zurückgekehrt.
Am Freitag hatte sie eine Freundin in Tokio besucht, als die Erde anfing zu beben. „Wir haben dauernd Erdbeben in Japan“, erzählt sie, „aber so stark habe ich es noch nie erlebt. Wir haben die Haustür geöffnet, um einen Fluchtweg offen stehen zu haben und sahen, wie das Hochhaus gegenüber hin und her schwankte.“ Sie blieb noch eine Nacht in Tokio, weil aus Sicherheitsgründen alle Verbindungen in den Norden unterbrochen worden waren.
Doch am Samstag konnte sie weiter reisen und kehrte am Sonntag über den 60 Kilometer nordöstlich von Tokio gelegenen Flughafen Narita nach Deutschland zurück. „Das ging reibungslos.“
Manche Berichte deutscher Medien über die Katastrophe empfindet sie als schwierig. „Die drohende Atomgefahr wird dramatisiert. Darüber geraten die Opfer des Erdbebens und Tsunami in den Hintergrund.“
Die Japaner, so sagt sie, verfielen nicht so schnell in Panik. Freunde und Familie, mit denen sie Kontakt hält, berichten über Aufrufe, sparsam mit Strom umzugehen, blieben aber gelassen. Sie selbst gab am Montag, wie geplant, ihre Japanischkurse an der VHS. „Es gibt ein großes Interesse an der japanischen Sprache — gerade unter Schülern. Viele wollen die Mangas im Original lesen können.“