Bibliothek: Fortschritt muss noch warten
In Gladbach wartet man vor allem aufgrund der Start-Kosten mit der Einführung von digitalen Büchern.
Mönchengladbach. Da sitzt man im Zug und anstelle des bekannten Raschelns von umgeschlagenen Buchseiten sieht man das Gesicht des Sitznachbarn von einem Bildschirm erleuchtet, den er in der Hand hält. Er liest ein E-Book, eine der neusten Entwicklungen auf dem Technologiemarkt.
Auf speziellen Geräten, den so geannten E-Book-Readern oder Tablet-PCs, kann man unterwegs digitale Inhalte, sei es in Buchform, als Zeitschrift, Musik oder Film jederzeit abrufen.
Auf der Cebit in Hannover zeigen Hersteller momentan 35 neue Modelle dieser Flachmänner — eine Entwicklung in diese Richtung ist gewiss. Viele befürchten das Aussterben des klassischen Buchs in Papierform, andere sehen dies als gelungenen Fortschritt. Wie sieht es in der Stadtbibliothek Mönchengladbach mit E-Books aus?
„Wir beobachten diese Entwicklung genau und sehen das Ganze positiv“, sagt Brigitte Behrendt, Leiterin der Stadtbibliothek Mönchengladbach. Dennoch halte man sich noch zurück. „Momentan reicht uns das Angebot, das man für eine Investition in diese Richtung bekommt, noch nicht aus.“ Gemeint ist vor allem das musikalische Angebot, das sich für Bibliotheken derzeit auf klassische Musik beschränkt.
Anders handhabt man es bei den Verbundbibliotheken in Krefeld und Neuss. „Wir bieten digitale Inhalte bereits seit eineinhalb Jahren an“, sagt Helmut Schroers von der Mediothek Krefeld. „Wir wollten den Anschluss nicht verpassen und auch für technik-affine Kunden interessant bleiben“, erklärt er die Entscheidung.
Bereut habe man den Einstieg nicht. „Es wird sehr gut angenommen, vor allem Hörbücher werden häufig genutzt“, sagt die für E-Books zuständige Mitarbeiterin Katrin Hufschmidt. Auf die digitale Ausleihe von Musik und Filmen verzichte man größtenteils, da die Konkurrenz im Internet zu groß sei.
Hufschmidt macht aber auch deutlich, dass es in Krefeld lediglich die Bibliothek Uerdingen und den Bücherbus als feste Standorte gebe. „Durch E-Books können wir über räumliche Distanzen hinweg unseren Nutzern viel anbieten“, sagt Mediothek-Leiter Schroers.
In Gladbach ist mit vier Standorten in Stadtmitte, Rheydt, Rheindahlen und Giesenkirchen die Nähe zu Nutzern gegeben. Dennoch versuche man an der aktuellen Entwicklungen auf dem Markt daran zu bleiben.
„Wir haben in Gladbach schon einige Sprünge gemacht: Selbstbedienung, Datenbanken wie das Munzinger Archiv oder unsere Internetpräsenz bei Facebook. So wollen wir weitermachen, aber es ist natürlich auch immer eine Frage der Finanzierung“, räumt Bibliotheksleiterin Behrendt ein.
Für die Stadtbibliothek wären es etwa 30.000 Euro für die Einrichtung von E-Books, für Betrieb und Bestandspflege kämen in den Folgejahren noch einmal etwa 12.000 Euro pro Jahr hinzu. „Das ist schon eine Investition und in Anbetracht der noch geringen Nutzung von E-Books in Deutschland werden wird erstmal noch abwarten“, sagt Behrendt.