Borussia-Hotel: Kämmerer sieht Vorteil für die Stadt
In seiner heutigen Sitzung wägt der Stadtrat die Risiken des Bauvorhabens der Borussia ab.
Ein Schatz der Stadt verliert immer mehr an Wert. Die rund 1,9 Millionen RWE-Aktien sind in den vergangenen Jahren drastisch abgestürzt: 2008 hätte Mönchengladbach dafür rund 196 Millionen Euro erlösen können, inzwischen liegt ihr Gesamtwert bei nur noch rund 20 Millionen Euro. Von einem anderen Schatz profitiert die Stadt dagegen ab dem 30. September 2018: Dann zahlt Borussia fünf Darlehen zurück, die dem Fußball-Bundesligisten zum Erwerb der Grundstücke im Nordpark und zum Bau des Stadions von der Stadt gewährt wurden. Der Darlehensbetrag liegt bei etwas mehr als 52 Millionen Euro — diese Summe setzt sich zusammen aus den Darlehen von rund 36 Millionen Euro und den bis zum Ende der Festperiode aufgelaufenen, kapitalisierten Zinsen.
Wenn der Rat in seiner heutigen Sitzung das Thema Borussia auf seiner Tagesordnung hat, dann geht es primär nicht um diese Darlehen. Sondern in erster Linie um das, was Borussia auf dem Gelände neu plant und was durchaus im großen Interesse der Stadt ist: der Bau eines größeren Gebäudekomplexes mit einem Hotel, Arztpraxen, Fitness- und Rehazentrum, Fanshop und Museum. Der Fußball-Bundesligist wird hier rund 8,5 Millionen Euro Eigenkapital investieren. Auch da ist die Stadt mit im Boot — allerdings nicht mit einer Finanzspritze, sondern mit einem Grundstück. Aber jetzt wird es richtig kompliziert.
Das Grundstück, auf dem Borussia Stadion, Trainingsplätze und Parkfläche gebaut hat, ist fast 70 000 Quadratmeter groß. Bei der Grundschuld sind Stadt und ein Bankenkonsortium, mit dem Borussia seine Vorhaben finanziert hat, gleichrangig. Das heißt: Bei einer Zwangsversteigerung werden die Gläubiger nach ihrem Rang befriedigt. Stadt und Banken sind erstrangig — würden also beim Erlös ähnlich bedient. Das ändert sich aber bei der Fläche, auf der Borussia den neuen Komplex baut: Fast die Hälfte des Areals (3040 Quadratmeter) gehören zum bisherigen Stadiongrundstück, weitere rund 3700 Quadratmeter liegen vor dem Stadion. Für das rund 7300 Quadratmeter große Grundstück ist die Stadt bei der Grundschuld nicht erstrangig, sondern nachrangig. Sie gibt also Fläche an den fast 70 000 Quadratmetern für das neue Vorhaben ab.
„Dennoch sind wir der Meinung, dass das Stadiongrundstück allein durch das herausparzellierte Teilstück nicht maßgeblich an Wert verliert. Eher im Gegenteil“, sagt Stadtkämmerer Bernd Kuckels. Und fügt hinzu: „Die Kompensation erfolgt auf dem Grundstück von rund 7300 Quadratmetern — selbst wenn die Stadt da eine nachrangige Sicherheit hat.“ Auch das ist im Prinzip einleuchtend: Denn das Stadion ist eine Spezialimmobilie. Wenn es im Zuge einer Zwangsversteigerung auf den Markt käme, wäre der Kreis der Interessenten äußerst gering. Außer für große, regelmäßig stattfindende Sportveranstaltungen wäre es vermutlich nicht rentabel zu bewirtschaften.
Der Gebäudekomplex mit Hotel, Rehazentrum, Praxen und Fanshop ist dagegen eine Immobilie, die auf dem Markt auf größeres Interesse stößt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Stadt da im schlimmsten Fall einer Fälle trotz nachrangiger Besicherung finanziell gut herauskommt, ist ungleich größer.
Die Entscheidung des Rates heute zu den städtischen Sicherheiten hat keine Auswirkungen auf die gewährten Darlehen. Ab 30. September 2018 zahlt Borussia an die Stadt zurück — und zwar jedes Quartal eine Million Euro, pro Jahr vier Millionen Euro. Dabei ist am Anfang der Anteil an Zinsen und Tilgung fast gleich hoch. Die letzte Rate ist dann am 30. März 2036 fällig. Das sieht der Vertrag vor, den die Stadt 2012 mit Borussia vereinbart hat. Damals endete die zehnjährige Zinsbindung für die Darlehen, die 2002 dem Fußballklub von der Stadt gewährt wurden. Bis 2018 kann Borussia Verbindlichkeiten beim Bankenkonsortium ablösen.