Bundestags-Wahlkampf: Krichel-Mäurer will die soziale Stadt
Der SPD-Mann grenzt sich von seinem CDU-Mitbewerber ab und will vor allem „Arbeit, Arbeit, Arbeit“. Mehr Jobs müssten ebenso her wie der Mindestlohn.
Mönchengladbach. Gladbach-Berlin, in der einen Stadt Kommunalpolitik, in der anderen Bundespolitik, für Hermann-Josef Krichel-Mäurer wäre "beides machbar, auch nicht mehr Doppelbelastung als jetzt mit einem Vollzeitjob und meinen kommunalpolitischen Ämtern", so der SPD-Mann.
Noch ist Krichel-Mäurer Bezirksvorsteher im Volksgarten. Aber der 47-Jährige ist zuversichtlich, im neuen Stadtbezirk Ost "zum neuen Bezirksvorsteher gewählt zu werden".
Für ihn käme nicht in Frage, Bundespolitik zu machen und "auf Nimmerwiedersehen in Berlin zu verschwinden". Er brauche die Erdung. "Ich möchte auch als Bundestagsabgeordneter die Ohren ständig bei den Leuten haben." Hier sieht Krichel-Mäurer den Ansatz für die größte Kritik an seinem stärksten Konkurrenten, den CDU-Bundestagsabgeordneten Günter Krings: "Er hat keine Anbindung an Politik und Menschen vor Ort."
Auf die drei wichtigsten Ziele angesprochen, die er im Bundestag für Mönchengladbach erreichen will, antwortet er: "Arbeit, Arbeit, Arbeit." Wenn man es nicht schaffe, "die Quantität und Qualität von Arbeit anzuheben, dann geht alles den Bach runter".
Die Sozialversicherungssysteme, die Ausbildungs-Chancen einer ganzen Generation, die Steuereinnahmen, die Rente. "Gladbach ist eine der Städte mit dem geringsten Einkommen in Deutschland, mit hoher Arbeitslosigkeit, hoher Zahl von Sozialhilfe-Abhängigen und viel Kinderarmut."
Als Erstes müsse man in der Finanzkrise nun dafür sorgen, dass in Gladbach nicht noch weitere Arbeitsplätze wegbrechen. "Es gibt eine ganze Reihe von Firmen, die kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Ich habe nicht umsonst Bundes-Finanzminister Steinbrück zu Monforts geholt." Bei vielen Firmen zögen die Aufträge an. Aber die Unternehmen hätten kein Geld für die Zwischenfinanzierung, bis die Auftraggeber bezahlt haben.
Zweitens müssten Firmen gegründet werden. "Der Staat kann keine Firmen eröffnen. Aber er muss die Verhältnisse schaffen." Eine "Riesen-Chance" sieht Krichel-Mäurer darin, dass Deutschland Know-how-Weltmarktführer in Sachen Energie sei.
Das Klima könne geschützt, Energie gespart und Arbeitsplätze geschaffen werden. Mönchengladbach habe schon "die ein oder andere" Firma in diesem Bereich. "Wenn entsprechende Förderungen und Rahmenbedingungen geschaffen werden, dann halte ich im Zusammenspiel eines SPD-Bundestagsabgeordneten und eines SPD-Oberbürgermeisters Bude eine offensive Ansiedlungspolitik für machbar."
Doch zu Teil eins und zwei von "Arbeit, Arbeit, Arbeit" gehört für Krichel-Mäurer, dass von dem, was an Arbeitsplätzen geschaffen werde, auch etwas bei den Menschen ankomme. Mindestlohn, Regelungen von Zeit- und Leiharbeit, vernünftige Beschäftigungsverhältnisse im Sinne von ausgeprägtem Kündigungsschutz seien "seine Themen" und bildeten eine "klare Trennlinie" zu "seinem Gegenkandidaten".
Krichel-Mäurer ist seit 30 Jahren in der Gewerkschaft der Polizei, genauso lang wie er im Polizeidienst ist. Gerade weil er sich als Polizeibeamter mit innerer Sicherheit auskenne, würde er gerne in Berlin in Ausschüssen zu Arbeit, Sozialem und Jugend arbeiten. "Ich glaube nicht, dass wir durch mehr Überwachung, mehr Speicherung von Daten innere wie äußere Sicherheit erreichen, sondern durch das Ausräumen von Ungerechtigkeiten."
Immer mehr Stadtteile müssten sozial wie städtebaulich gestärkt werden, weil Menschen hier an der Armutsgrenze lebten, keine sozialen Strukturen die Familien, Jugendlichen, Kinder stützten. Bundesprogramme wie "Soziale Stadt" müssten nach Gladbach geholt werden, um Jugend- und Stadtteilzentren aufzubauen oder zu fördern bzw. Stadtteilentwicklung und Quartiersmanagement.