NRW Krings (CDU) gewinnt mit Verlusten

Mönchengladbach · Der CDU-Politiker setzt sich gegen SPD-Bewerberin Gülistan Yüksel durch. Bei den Zweitstimmen liefern sich beide Parteien in der Stadt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Bis zum späten Abend war nicht klar, ob Yüksel und die Grünen-Bewerberin Kathrin Henneberger ins Parlament kommen.

Günter Krings lässt sich von seinen Parteifreunden im Rheydter Ratskeller feiern.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Die Stimmung im Rheydter Ratskeller ist gedämpft, als kurz nach 18 Uhr die ersten Prognosen der über den Monitor flimmern. Die Christdemokraten haben sich zur Wahlparty in ihrem traditionellen Lokal am Rheydter Marktplatz getroffen – und rechnen nach den Prognosen der vergangenen Wochen mit nichts Gutem. Tatsächlich erscheinen hohe Verluste für die Christdemokraten auf dem Bildschirm. „Zumindest haben wir etwas aufgeholt, aber es bleibt enttäuschend“, sagt der Mönchengladbacher CDU-Chef Jochen Klenner. Zur Stimmung passt, dass der Bundestagskandidat Günter Krings noch gar nicht da ist, sondern nur von Plakaten und Flugblättern lächelt.

Drei Stunden später steht er draußen, die beleuchtete, etwas marode Hauptkirche im Rücken und bedankt sich bei seinen Wahlkampfhelfern. „Mönchengladbach ist kein Erbhof für die CDU“, sagt Krings. „Beim nächsten Mal werde ich noch mehr Hausbesuche machen.“ Er wird also wieder kandidieren, freut sich Fraktionschef Hans Peter Schlegelmilch. Denn so bitter die Verluste tatsächlich sind – die CDU holt bei den Erststimmen 35,6 Prozent, bei den Zweitstimmen 28,5 Prozent und damit rund neun Punkte weniger als vier Jahre zuvor –, siegt Krings zum sechsten Mal in Folge im Wahlkreis. Dann doch ein Grund zum Jubeln.

Wahlparty der SPD Gülistan Yüksel

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Drei Politiker werden Mönchengladbach in der kommenden Legislaturperiode wohl im Bundestag vertreten sein. Neben Krings auch Gülistan Yüksel (SPD), die bei den Erststimmen deutlich hinzu gewann, aber es reichte nicht, um nach Hildegard Wester (1998) als zweite SPD-Politikerin das Mönchengladbacher Direktmandat zu gewinnen. Neben den beiden Abgeordneten hat auch Kathrin Henneberger gute Chancen, über die Landesliste der Grünen ins Parlament einzuziehen. Sie musste aber wie Yüksel auch lange zittern.

Bei den Zweitstimmen war das Ergebnis in Mönchengladbach aber weniger deutlich als beim Direktmandat. Wie im Bund auch lieferten sich CDU und SPD ein Kopf-an-Kopf-Rennen, am Ende lag die Union mit nur 1686 Stimmen vor den Sozialdemokraten. Krings liegt in Mönchengladbach um rund sieben Prozentpunkte besser als die Union, während Yüksel nur leicht mehr Stimmen holte als ihre Partei. Für die Gladbacher war der Christdemokrat offenbar wie stets seit 2002 der bessere Kandidat.

Bei der SPD brandete um 18 Uhr bei der Wahlparty im Restaurant „Zorbas“ Jubel auf: Die Ergebnisse aus dem Bund verzückten die Sozialdemokraten. Als die ersten ausgezählten Wahlbezirke aus Mönchengladbach sogar an die SPD-Kandidatin Gülistan Yüksel fielen, keimte bei manchen Sozialdemokraten Hoffnung auf, womöglich das Direktmandat gewinnen zu können. Diese Hoffnung währte aber nur kurz, spätestens als etwa 30 Wahllokale ihre Ergebnisse gemeldet hatten, wuchs der Vorsprung von Krings.  Kurz darauf gab es zum zweite Mal Applaus – als Yüksel das Buffet eröffnete. Die Bestätigung, dass ihr Listenplatz 22 auch für den Einzug in den Bundestag reicht, gab es lange nicht.

Der erste Jubel war bei den Grünen um kurz nach 18 Uhr zu hören. Er galt den Kollegen in Berlin. Die erste Hochrechnung sah die Grünen als stärkste Fraktion im Abgeordneten-Haus der Hauptstadt. Die ersten Prognosen für die Bundestagswahl waren da schon enttäuschender. Fraktionsvorsitzender Boris Wolkowski: „Na ja, man muss sehen, woher wir im Vergleich zur letzten Bundestagswahl kommen. Aber  mehr als 15 Prozent hatte ich mir schon  erhofft.“ Bis ungefähr 13,4 Prozent war Kathrin Henneberger, die zum ersten Mal für den Bundestag kandidierte, ein Platz im Parlament sicher.  Aufgeregt sei sie nicht, sagte sie, aber ein solches Mandat bedeute auch viel Verantwortung, und die nehme sie ernst. Zur richtigen Zitterpartie wurde der Wahlabend für sie nicht.

Freudige Gelassenheit herrschte bei der Wahlparty der FDP. „So wie es aussieht, wird es eine liberale Kraft in der Regierung geben. Das ist großartig“, sagte FDP-Chef Andreas Terhaag. Auch mit dem Ergebnis in der Stadt könne man sehr zufrieden sein, betonte der FDP-Direktkandidat Peter König. Dass König bei den Erststimmen nur knapp vor dem AfD-Kandidaten Peter Müller liegt, beunruhigte ihn dagegen sichtlich: „Ein so enges Ergebnis, gibt mir natürlich zu denken.“

Die Linke verzichtete nicht nur auf einen Direktkandidaten, sondern auch auf eine Wahlparty am Abend. Die Verbitterung beim Vorsitzenden Sebastian Merkens über das Ergebnis war groß: „Vorher wurde diese Wahl als Schicksalswahl fürs Klima bezeichnet. Jetzt wurde ein klares Weiter-so gewählt. Das macht mich fassungslos. Unser eigenes Ergebnis kommt wenig überraschend wenn man Leute aufstellt, die so gegen die eigene Struktur vorgehen.“ Bei der AfD schwankte die Gemütslage zwischen Enttäuschung und Zufriedenheit. „Ich bin überrascht von dem Ergebnis“, sagte der Direktkandidat Peter Müller. Nach letzten Hochrechnungen konnte er 7,8 Prozent der Erststimmen auf sich vereinen.