Vater tötet 19 Tage alten Sohn Das Leid des kleinen Leo - Vater gesteht vor Gericht
Als seine Frau nach der Geburt mit dem kleinen Leo nach Hause kommt, war der Vater eifersüchtig. Er ermordet seinen „Rivalen“ - sein 19 Tage altes Baby. So heißt es in der Anklage.
Mönchengladbach (dpa) - Der kleine Kerl muss in jener Nacht geschrien haben. Angesichts der Qualen wirklich sehr laut geschrien haben, wie der Vorsitzende Richter Lothar Beckers am Dienstag am Landgericht Mönchengladbach meint. Niemand erbarmt sich: Nicht die Mutter nebenan im Schlafzimmer, die angeblich nichts mitbekommen haben will. Nicht der Vater, der in der Nacht beschlossen hat, „aus Frust und Eifersucht das Kind zu töten“, wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag zum Prozessauftakt feststellt. Der kleine Leo wurde 19 Tage alt.
Die letzten Stunden seines Lebens müssen für ihn die Hölle gewesen sein: Laut Anklage setzte sich der Vater mit seinen 88 Kilogramm minutenlang auf den kleinen Körper. Das Kind überlebte. Später schüttelte der Mann den Säugling. Das Kind überlebte. Der Mann habe sich einen Porno angeguckt, wie der Vorsitzende Richte anmerkt. Dann soll er sein Kind sexuell missbraucht haben. Auch das überlebte der Junge.
Am Ende schlug der Vater sein Kind laut Anklage mit dem Hinterkopf auf eine Tischkante. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Vater unter anderem Mord vor. Er habe sein Kind aus niedrigen Beweggründen grausam getötet, sagt Staatsanwältin Ina Wolf.
Der Vater packt sein Geständnis in eine von seinem Anwalt verlesene sachliche Erklärung. Er selbst habe keine Erklärung für die Tat und bereue. „Er ist bereit, die Konsequenzen zu tragen“, sagt Anwalt Michael Rost für seinen Mandanten, der über Stunden mit unbewegter Miene dem Prozess folgt. Nach Angaben eines Gutachters hatte der Mann bis zur Tat täglich Marihuana oder Cannabis genommen.
War er wirklich eifersüchtig und hatte den Säugling als Rivalen um die Liebe zu seiner Frau gesehen, wie die Staatsanwaltschaft meint? „Einmal hat er gesagt, er wär eifersüchtig. Da hab ich ihn in den Arm genommen und gesagt, dass ich ihn genauso liebe“, sagt seine Noch-Ehefrau unter Tränen. Das Scheidungsverfahren läuft nach Angaben des Anwalts. „Das Schlimmste ist, dass ich mein Kind verloren habe“, bricht es einmal aus ihr unter Tränen heraus.
Sie spricht von einer gleichberechtigen Beziehung zu ihrem Mann. „Ich hatte den Himmel auf Erden“, sagt sie. Früher mal habe ihr Mann sie mal gebissen und gepackt, dass sie blaue Flecken hatte. Zu Beginn der Schwangerschaft habe er sie mal bespuckt und den Mutterpass auf den Boden geworfen. Und wenn sie den Leo auf den Arm genommen habe, dann sei er ab und zu genervt rausgegangen.
Aber, sie habe ihrem Mann vertraut: „Denken Sie, ich hätte ihm mein Kind überlassen, wenn ich ihm nicht vertraut hätte?“, fragt sie den Richter. Von den insgesamt vier Übergriffen vorher will sie nichts wahrgenommen haben.
Was hat die Frau in jener qualvollen Nacht mitbekommen? Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich die Frau schlafend gestellt und nichts unternommen hat. Sie wirft der Mutter Totschlag durch Unterlassen vor. Die Frau bestreitet das entschieden: Sie sei um etwa 21 Uhr schlafen gegangen. Am nächsten Morgen habe das Kind tot im Stubenwagen gelegen. Nach Angaben von Polizisten sollen Rettungssanitäter noch versucht haben, das Kind zu reanimieren.