Der Wald als große Spielwiese
Am 1. Oktober startet der erste Waldkindergarten in Gladbach. Die Natur steht im Vordergrund.
Mönchengladbach. Am Anfang stand die Idee, dann bot sich die Chance und schließlich ging alles „zack, zack, zack“, sagt Samira Rippegather.
Die Sozialpädagogin und sieben weitere Initiatoren haben den Anstoß für Mönchengladbachs ersten Waldkindergarten gegeben. Zehn Kinder sind bereits angemeldet. Am 1. Oktober öffnet die Elterninitiative „PfifferLinge“ ihre Pforten.
Drei Fachkräfte und eine Kinderpflegerin können dann mit insgesamt 20 Waldkita-Kids — vier Zweijährigen und ansonsten Drei- bis Sechsjährigen — in Buddelhosen, Anoraks und Gummistiefeln das erste Mal in die Natur ziehen.
Damit die kleinen Walderforscher über Baumstämme balancieren, Erdhügel erklettern, Insekten beobachten oder mit Blättern und Ästen basteln können, haben die Gründungsmitglieder ein 7333 Quadratmeter großes Areal im Volksgarten ganz in der Nähe des Kindergartens Pfiffikus gefunden und für nur einen Euro erstanden.
Der Jugendhilfeausschuss muss noch zu stimmen, das sei nur noch Formsache. Grünes Licht gab es bereits vom Stadtkämmerer, denn vor allem im Bezirk Volksgarten und Giesenkirchen besteht noch Bedarf an Kindergartenplätze. Und auch die Gebäudefrage ist mittlerweile geklärt.
„Wir haben mit der Stadt einen Kompromiss gefunden“, sagt Rippegather. Hinter dem Kindergarten Pfiffikus befindet sich ein Spielplatz, der mit einem Zaun vom dahinterliegenden Wald abgetrennt ist. „Der Zaun wird ein wenig nach hinten versetzt. Und ein Stück vom Spielplatz davor haben wir jetzt gepachtet“, so die Sozialpädagogin.
Denn im Wald selbst darf laut Ordnungsamt kein Gebäude stehen. Für den gepachteten Platz — der laut Rippegather pro Jahr eine zweistelligen Summe kostet — hat die Elterninitiative zunächst übergangsweise, bis zum Ende des Jahres, ein großes Wohnmobil angemietet. „Das werden wir jetzt erstmal ausprobieren und dann entscheiden, ob das Wohnmobil bleibt oder ob wir es gegen ein Blockhaus austauschen“, sagt Rippegather.
Die Unterkunft ist aber lediglich Treff- und Ausgangspunkt für die ganztägigen Ausflüge in den Wald — etwas, „das viele Kinder in der heutigen Zeit gar nicht mehr erleben “, sagt Samira Rippegather. Üblicher sei es stattdessen, im Haus vor PC und Fernseher zu sitzen.
Das pädagogische Konzept des Waldkindergartens setzt auf intensive sinnliche Naturerfahrung und will das Umweltbewusstsein der Kleinen stärken. In der Natur entwickeln die Waldkinder alles, was sie für die Grundschule brauchen: soziale Kompetenzen, motorische Fähigkeiten und Ausdauer.
Auch das Vorlesen, Musizieren und Malen kommt nicht zu kurz. Die Elterninitiative will keine elitäre Nische schaffen, sondern arbeiten eng mit dem Jugendamt zusammen: „Erlebnispädagogik spricht gerade diejenigen Kinder an, für die es wichtig ist, sich auszupowern“, betont Samira Rippegather. Noch muss die Sozialpädagogin Überzeugungsarbeit leisten.
Manche Eltern befürchten, ihre Kinder könnten, ständig draußen und Regen und Kälte ausgesetzt, krank werden. Das Gegenteil sei richtig: „An der frischen Luft wird das Immunsystem besonders gestärkt und die Kinder sind erwiesenermaßen viel seltener erkältet“, so Samira Rippegather. Kontaktaufnahme für Interessierte unter Tel. 0179/47 46 572.