Die Sanitäter werden knapp

Weil die Zahl der Einsätze zugenommen hat, werden Anfragen bereits abgelehnt.

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Mönchengladbach. Wenn am 29. August Star-DJ Avicii die Massen im Hockey-Park begeistert, werden Dutzende von Ehrenamtlern für die Sicherheit der Musikfans sorgen, greifen ein bei Verletzungen, Unwohlsein oder Kreislaufproblemen. „Wir sind bei dem Konzert mit bis zu 45 Leuten vor Ort“, sagt René Hartmann vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Auch beim THW-Bundeslager, das mit einigen tausend Jugendlichen Anfang des Monats in Rheindahlen über die Bühne ging, war das DRK dabei: Bis zu 30 Freiwillige gleichzeitig schoben Acht-Stunden-Schichten für alle Fälle.

Bei größeren Veranstaltungen sind die Helfer mit den Jacken in Signalfarben unverzichtbar, schließlich gelten strenge Auflagen. Das Problem: Gladbacher Hilfsdienste haben zu wenig Personal. „Die Anzahl der Dienste hat in den vergangenen zwei Jahren zugenommen, und wir müssen leider inzwischen Anfragen von Veranstaltern absagen“, bedauert Alexander Spörkel von den örtlichen Maltesern.

In mehr als 30 Fällen in diesem Jahr konnten die Malteser einen Auftrag nicht übernehmen, unter anderem beim Ritterfest auf Schloss Rheydt und bei der Sommermusik-Reihe. Aber auch Schützenfeste und Sportveranstaltungen waren betroffen. „Das hat weh getan“, sagt Spörkel, Ehrenamtler seit 2002.

Sein DRK-Kollege René Hartmann (seit 2005 dabei) kennt das Gefühl. „Wir mussten auch schon mal ablehnen“, sagt er. Wie groß die Nachfrage ist, zeigt diese Zahl: Auf 350 Veranstaltungen waren die rund 160 aktiven Rotkreuzler im vergangenen Jahr präsent.

Hartmann hebt in diesem Zusammenhang die Kooperationen hervor, unter anderem mit den Maltesern. „Wir unterstützen uns gegenseitig, zum Beispiel bei Borussia.“ Allein die Sanitätsdienste bei den Heimspielen fordern 80 Kräfte pro Einsatz. Auch Nachbarschaftshilfe kommt vor, etwa beim Feuerwerkspektakel „Kölner Lichter“. Die Niederrheiner helfen in der Domstadt aus, dafür kommt das Kölner DRK, „wenn in Mönchengladbach mal der Baum brennt“, wie es Hartmann nennt. Unterstützung komme auch aus Viersen oder Krefeld.

Um die eigenen Kapazitäten zu erhöhen, werben Hilfsdienste verstärkt um neue aktive Mitglieder. Die Malteser suchen derzeit besonders für die Sanitäts- und Rettungsdienste sowie für die Erste-Hilfe-Ausbildung. Sich für das Gemeinwohl einzusetzen, sei keine Selbstverständlichkeit mehr, beklagt die Organisation. Einen Grund dafür sieht DRK-Vertreter René Hartmann im Spannungsverhältnis zwischen Familie und Beruf auf der einen Seite und dem freiwilligen Einsatz auf der anderen Seite.