Die Stadt sucht ein Markenzeichen
Einwohner, Wirtschaftskraft, Finanzen — Mönchengladbach boomt. Aber das Marketing der Stadt hinkt der Entwicklung hinterher.
Die Bedingungen sind so gut wie seit langem nicht mehr: Die Zahl der Einwohner steigt, die der Arbeitslosen sinkt, die Stadt wird für Investoren immer attraktiver, kann bei der Kultur punkten, ab 2018 soll auch der städtische Haushalt nach vielen Jahren nicht mehr mit neuen Schulden belastet werden. Mönchengladbach ist in Aufbruchstimmung. Und das soll sich auch in der Außendarstellung niederschlagen. Derzeit wird bei der städtischen Marketinggesellschaft MGMG daran gefeilt, die Vermarktung entsprechend auszurichten. „Bis Juni soll das strategische Ziel festgelegt sein, daraus wird die Ausrichtung des Marketings für die nächsten Jahre abgeleitet“, sagt Peter Schlipköter, Geschäftsführer der MGMG. Auch die Bildung einer Marke ist im Fokus. „Sie soll“, darin ist sich Schlipköter mit Aufsichtsrats-Chef Michael Schroeren einig, „sehr eng an MG + angebunden sein.“ Gemeint ist damit das Konzept zur wachsenden Stadt, das unter Federführung von Stadtplanungsdezernent Gregor Bonin entwickelt wurde und bereichsübergreifend wirken soll. Außer Bauen, Wohnen und Bildung gehören Kultur, Umwelt oder Wirtschaft dazu.
„Wir hatten bereits vor zwei Jahren den Prozess zur Markenbildung angestoßen“, sagt Schlipköter. Angesichts der aktuellen Dynamik in der Stadt sei das nun aber zurückgestellt — „denn wir wollen den Prozess einbinden in das, was passiert“. Das entspricht auch dem von der politischen Mehrheit aus CDU und SPD angestrebten Verfahren. „Die Marke ist ein strategisches Thema, für das auf oberster Ebene der Verwaltungsvorstand einen Vorschlag machen muss“, sagt CDU-Fraktionschef Hans Peter Schlegelmilch. „Der Oberbürgermeister gehört immer mit dazu und kann sich selbst zur Marke machen.“
Die Strategie sei klar, nämlich die wachsende Stadt. In welcher Form daraus eine konkrete Marke gebildet werden kann, sei offen. „Mönchengladbach hat viele Marken: Borussia, die Textilwirtschaft, die Digitalisierung über den neuen Verein Next-MG“, sagt Schlegelmilch. Sein Kooperationspartner, SPD-Fraktionschef Felix Heinrichs, sehe das ebenso. Es sei schwer, sich auf einen Aspekt zu fokussieren oder eine Dachmarke zu finden, unter der sich alle wiederfinden. „Schließlich ist die Stadt gerade im Umbruch.“ Schlegelmilch plädiert deshalb dafür, im Prozess der Markenfindung einen Wettbewerb zu starten — mit Vorgaben, die sich aus der Strategie der wachsenden Stadt und deren Selbstbild ableiten. Deutlich mehr Tempo will die Große Koalition bei der Neuausrichtung des Marketings machen. „Mönchengladbach ist inzwischen weiter als unser Stadtmarketing“, sagt Heinrichs.
Es müsse nun klar herausgearbeitet und dargestellt werden, wofür Mönchengladbach inzwischen stehe. Nach Ansicht von CDU-Fraktionschef Schlegelmilch bleibt das Stadtmarketing hinter den Erwartungen zurück. Vor allem am Erscheinungsbild müsse gearbeitet werden. Schlegelmilch fordert: „Das muss 2017 definitiv passieren.“