Die Stimme der Eltern
Ein Gesamtelternrat der Kindergärten ist gegründet. Man will Privatisierungsplänen nun entgegen treten.
Mönchengladbach. Er kennt das Problem aus eigener Erfahrung. „In meinem Betrieb wurden die Handwerker auch erst outgesourct, und zwei Jahre später hatten die Kollegen mal eben 1000 Euro weniger in der Tasche“, beschreibt Ralf Schellander die Vorgänge bei seinem früheren Arbeitgeber in der Industrie. Diese Gefahr steht nach seiner Einschätzung mit dem Prüfauftrag zur Privatisierung der städtischen Kindergärten im Raum, den die Ampelkoalition durch den Rat gebracht hat.
Der Elternratsvorsitzende der Kindertageseinrichtung Villa Buddelberg hatte deshalb alle anderen Elternratsvertreter nach Wickrath eingeladen, um einen Gesamtelternrat für alle städtischen Kitas zu bilden. Dabei sollte auch ein Vorsitzender und ein Stellvertreter gewählt werden, um so dem Willen der Eltern entsprechendes Gewicht zu verleihen.
Eltern von mehr als 20 Einrichtungen folgen dem Aufruf und wählten Schellander zum Vorsitzenden. Seine Stellvertreterin ist Nermin Erezsari. Ihr Kind besucht das Familienzentrum Stadtoase in Rheydt.
Ihm und den anderen anwesenden Eltern ging es vor allem um die Qualität der Betreuung ihrer Kinder, die erhalten bleiben soll. „Der Zulauf auf die städtischen Einrichtungen ist sagenhaft hoch. Die haben alle Wartelisten“, sagt Anke Schmitz, Elternrätin der Kita Wolpertinger am Südwall. Sie ist als Kindergärtnerin bei der Stadt beschäftigt und sagt, dass es bei den 500 Beschäftigten große Ängste gebe.
Roswitha Mierbach als Betriebsratsvorsitzende der Stadt ermutigt die Eltern zu weiteren Aktivitäten. „In der Stadt Dortmund ist man den Weg gegangen und hat die Kindergärten in einen Eigenbetrieb umgewandelt. Jetzt sind sie teurer“, weiß sie zu berichten. Spekuliert werde nach ihrer Aussage auch über eine Unterbringung der Kindergärten in der Sozialholding der Stadt, die die Altenheime betreibt. „Die leisten da tolle Arbeit. Aber für alte Menschen. Die wollen die Kindergärten auch gar nicht.“
Am schlimmsten sei eine Zerschlagung der städtischen Kindergärten, „Es gibt bereits Begehrlichkeiten bei anderen Trägern, wie der Arbeiterwohlfahrt oder der Caritas. Dann entfielen für die Mitarbeiter alle Zulagen.“
Schellander empfiehlt allen Elternräten, den Rat der Einrichtung einzuberufen, an dem ein Mitarbeiter des Jugendamtes und die Kindergartenleitung teilnehmen. „Wenn wir das alle machen, haben die viel zu tun.“
Unterdessen blieb die Gründung des Gesamtelternrats nicht unbemerkt. Bereits am Freitagvormittag hatte die FDP Schellander um ein Gespräch gebeten. „Das war ein sehr gutes Gespräch“, sagt Schellander. Beide Seiten hätten ihre Positionen vorgebracht und man wolle weiter in Kontakt bleiben.
Im Gespräch mit der stellvertretenden FDP-Kreisvorsitzenden Ute König habe diese dargestellt, dass man sich missverstanden fühle. „Von der FDP hieß es, sie wolle nur die Qualität der Kitas erhöhen und deren Bestand über 2016 hinaus bei einer möglichen Pleite der Stadt sicherstellen“, sagt Schellander. Ob die Eltern nun tatsächlich in die anstehende Prüfung der Kindergärten mit einbezogen würden, da sei er vorsichtig bis skeptisch.
„Es hieß, man wolle die Eltern miteinbeziehen, aber man müsse ja erst mal das Ergebnis abwarten.“ Das sei aber zu spät, man wolle bereits vorher beteiligt sein und ein transparentes Prüfverfahren erreichen. Nun hat Schellander um weitere Gespräche mit den anderen Ampelfraktionen und dem Oberbürgermeister gebeten.