Drogen: 50 Festnahmen am Europaplatz

Wie die Polizei gestern bekannt gab, hat sie seit November die Einsätze gegen die Drogenszene verstärkt.

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Der Europaplatz zwischen Hauptbahnhof und Haus Westland hat sich im vergangenen Jahr zu einem regionalen Drogen-Handelsplatz entwickelt. Die Polizei richtete deshalb Anfang November eine Ermittlungskommission ein, deren Arbeit bis gestern geheim geblieben war. Nun ist aber klar, was den Ermittlern in den vergangenen drei Monaten gelungen ist: Seit November gab es dort 50 Festnahmen im Zusammenhang mit Drogenhandel.

In 21 Fällen ordneten Richter Untersuchungshaft an, davon in 14 Fällen gegen Drogendealer und in sieben Fällen gegen Süchtige, die wegen Diebstahls und anderer Beschaffungsdelikte aufgefallen waren. Einige dieser Täter sind bereits verurteilt.

Sieben Intensivtäter waren allein im vergangenen Jahr für insgesamt 280 Straftaten verantwortlich. Die Beamten erteilten 47 Platzverweise und 17 Bereichsbetretungsverbote. „Wer über den Europaplatz geht, soll nicht erleben, dass rechts und links neben ihm Drogen verkauft werden“, sagte Polizeipräsident Mathis Wiesselmann gestern bei der Vorstellung der Ermittlungsergebnisse.

Genau das gehörte aber zum Alltag. Zwischen November 2016 und März 2017 zählte die Polizei rund um den Europaplatz 714 Delikte mit Bezug zur Drogenszene. Darunter waren 517 Diebstähle, außerdem Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und eben Drogenhandel (87 Fälle). Im gleichen Zeitraum 2017/18, in dem die Ermittlungskommission tätig war, waren es 576 Delikte — ein Rückgang um fast 20 Prozent.

Der Kokainhandel ist laut Bernd Fechner, Leiter der Ermittlungskommission, vor allem in der Hand von Menschen aus Zentralafrika. Marihuana werde vornehmlich von Nordafrikanern gedealt, während der Heroin-Handel in der Hand von Deutschen und zuletzt auch einer libanesischen Gruppe sei. „Unter den festgenommenen Dealern haben wir eine große Zahl Zuwanderer“, sagte Polizeipräsident Wiesselmann.

Die Dealer waren zwischen 19 und 38 Jahre alt. Sie schreckten nicht davor zurück, Jugendliche und Kinder mit Drogen zu versorgen. „Zum Teil wurden Drogen an Schulen geliefert“, sagte Gottfried Esser, Leiter des zuständigen Kriminalkommissariats.

Anfang 2017 hatte sich laut Polizei die deutlich erkennbare Drogenszene aufgebaut. Kunden reisten aus Teilen des Niederrheins und des Rheinlands an, um sich am Europaplatz Stoff zu besorgen. Ihnen und den Dealern kam die Kriminalpolizei vor allem mit verdeckten Ermittlern auf die Schliche. Als Junkies getarnte Beamte machten Testkäufe. Bei einer Kontrolle durch Polizisten in Uniform wenig später hatten die Dealer dann noch die präparierten Geldscheine dabei. So gelang es den Beamten, die Taten nachzuweisen.

Ein Dealer trieb es besonders dreist: Der Mann wurde am Vormittag vom Amtsgericht noch zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, marschierte vom Gerichtssaal aus direkt zum Europaplatz und verkaufte Drogen — in drei Fällen aber an verdeckte Ermittler. Die Beamten nahmen den Mann fest und führten ihn dem Haftrichter vor — und das war genau jener Richter, der den Mann am Morgen noch zu einer Bewährungsstrafe verurteilt hatte. In einem anderen Fall verfolgten Polizisten einen Kokain-Händler und kamen so zu dem Versteck, wo er seine Ware platziert hatte: in einem Gebüsch.

Inzwischen kommen laut Polizei deutlich weniger Drogen-Käufer aus anderen Städten. Die Szene hat sich verkleinert, und damit geht auch die Beschaffungskriminalität zurück. Die Arbeit der Ermittler geht aber weiter.