Drogenhandel rund um den Europaplatz

Die Anwohner an Europaplatz und Sittardstraße fühlen sich zunehmend unwohl. Nahezu zu jeder Tageszeit wird vor ihrer Haustür mit Drogen gehandelt, berichten sie.

Foto: Ilgner

Am Sonntagabend schlugen die Zivilfahnder zu: Die Polizisten hatten am Europaplatz zwei junge Männer ins Visier genommen, offenkundig Dealer. Tatsächlich erwischten die Beamten die beiden 19 und 29 Jahre alten Männer aus dem Raum Aachen und Neuss beim Drogenhandel. Als die Polizisten auf das Drogenduo zuging, flüchteten die beiden zunächst in Richtung Schillerstraße, konnten aber trotzdem festgenommen werden. Die Beamten fanden bei ihnen geringe Mengen Drogen, fertig abgepackt zum Verkauf. Die mutmaßlichen Drogendealer wurden wieder auf auf freien Fuß gesetzt, aber ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Die Anwohner an Europaplatz und an der Sittardstraße sind genervt. Seit mehreren Monaten müssen sie dabei zusehen, wie die Straßen vor ihren Wohnungen mehr und mehr zu einem Drogenumschlagplatz werden. Inzwischen sei es so schlimm, dass sich Drogenabhängige in den Hauseingängen ihren Stoff verabreichten. „Ich wohne seit zehn Jahren hier, aber so prekär war die Lage noch nie“, klagt einer der Anwohner, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Inzwischen trauen sich meine Freundin und Bekannte kaum noch zu mir, weil sie Angst haben.“

Bahnhöfe sind in der Drogenszene äußerst beliebt, das ist nicht neu. Allerdings häufen sich seit einigen Wochen und Monaten die Beschwerden von Anwohnern und Geschäftsleuten am Europaplatz und vor allem im Bereich der Sittardstraße. Nachdem es der Polizei gelungen war, den 2015 aufgekommenen schwunghaften Drogenhandel am Platz der Republik zu unterbinden, etablierte sich die Drogen- und Dealerszene in der Nähe des früheren Margarethengartens. Auch dort seien die Ermittler keineswegs untätig, wie Polizeisprecherin Isabella Hannen sagte. Seit Anfang des Jahres seien 27 Ermittlungsverfahren mit zum Teil mehreren Tatverdächtigen eingeleitet worden. Acht Tatverdächtige befinden sich in Untersuchungshaft, und 21 Bereichsbetretungsverbote zur Gefahrenabwehr wurden ausgesprochen — so auch für die beiden am Sonntag erwischten mutmaßlichen Dealer. „Die Problematik ist uns bekannt, und wir tun auch etwas dagegen. Beamte sind in Uniform, in zivil oder auch verdeckt im Einsatz“, sagt Hannen.

Den Anwohnern reicht das kaum. „Vor einigen Tagen stand ein Bully der Polizei für alle offen sichtbar in dem Bereich. Sofort wurden die Dealer nervös und haben zusammen gepackt“, berichtet einer. Nachdem der Bully nach rund einer Stunde aber wieder verschwunden sei, kamen die Dealer zurück. Scham oder das Gefühl sich verstecken zu müssen, kennen sie offenbar nicht, sagen Anwohner. „Egal zu welcher Uhrzeit, es wird offen und für jeden sichtbar gedealt, das kann so nicht weitergehen“, sagt einer der Anwohner.

Der Protest der Anwohner richtet sich nicht nur an die Polizei, sondern auch ans Ordnungsamt und an Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners. „Ich habe mich mehrfach an den OB gewandt und wurde nur an das Ordnungsamt oder die Polizei verwiesen“, sagt der Anwohner und fordert, dass auch die Stadt und die Politik aktiv werden. „Das Abstoßendste, was ich bislang erlebt habe, war ein Mann mit einer Spritze im Arm in unserem Hauseingang. Das sind Zustände, die sicher nicht für ein positives Image der Stadt sorgen.“

Dass gerade der Mönchengladbacher Hauptbahnhof bei Drogendealern als Umschlagplatz beliebt ist, hängt auch mit der Lage zusammen. „Mönchengladbach ist ein Knotenpunkt zwischen den Niederlanden sowie Düsseldorf und dem Ruhrgebiet“, sagte Frithjof Lutter, Leiter der Bezirkspolizei, kürzlich bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik für den Stadtbezirk Ost. Dazu gehört auch der Platz der Republik. Dort habe man es 2016 zwar geschafft, den schwunghaften Drogenhandel zu unterbinden. „Wir stellen aber fest, dass der Drogenhandel wieder zunimmt“, sagte Lutter. Bis auch an der Sittardstraße die Drogendealter verschwunden sind, bringen einige Anwohner ihre Besucher zum Bus oder zur Bahn. „Da kann ich mir sicher sein, dass sie gut ankommen.“