Eine Arztpraxis im Kloster?
Das halb verfallene Kreuzherrenkloster soll jetzt in zwei Bauabschnitten saniert werden.
Mönchengladbach. Tapeten hängen herunter, Putz bröckelt, in den Decken und Fußböden sind Löcher, die Balken sehen marode aus und viele Fenster sind seit langem kaputt.
Das Wickrather Kreuzherrenkloster bietet ein ruinöses Bild. Bevor es komplett verfällt, soll es jetzt saniert werden. In einem Teil des „neuen“ Klosters könnten Büros und eine Arztpraxis angeboten werden, empfiehlt die Stadtverwaltung. Was letztlich passiert, entscheidet die Bezirksvertretung West nächsten Dienstag.
Seit Jahren wird über eine Rettung des denkmalgeschützten Gebäudes des vor Jahrhunderten einflussreichen Kreuzherrenordens geredet. Passiert ist seitdem nichts — was man dem Klosterhaus nahe dem Marktplatz ansieht.
Mitarbeiter der Stadt und der Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG haben für die politischen Beratungen Vorschläge formuliert, mit denen das stiefmütterlich behandelte Kleinod gerettet werden soll. Das Konzept sei mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt.
Die EWMG soll für die zwei Sanierungsschritte — Gesamtkosten knapp 1,9 Millionen Euro — zuständig sein. Sie verwaltet die städtische Immobilie Kloster sowieso.
Vorgesehen ist eine Renovierung des Erd- und des 1.Obergeschosses. Der Dachboden bleibt fast wie er ist — weil das Geld nicht reiche.
Abschnitt eins ist etwa 150 Quadratmeter groß und liegt auf der dem Markt abgewandten Seite. Hier rechnet man mit Kosten von rund 600 000 Euro. Weil die Stadt hierfür Zuschüsse des Landes und des Bundes bekommt, muss der Gebäudeteil bis Ende Februar 2014 saniert sein. Sonst verliert die Stadt das Geld.
In Abschnitt zwei könnten die Handwerker danach einziehen. Er ist einschließlich des noch benutzbaren Sitzungssaals gut 260 Quadratmeter groß. Kostenbedarf knapp 1,3 Millionen Euro. In den Gesamtkosten von 1,9 Millionen Euro ist auch eine „energetische Verbesserung“ vorgesehen — neue Fenster, Wärmedämmung, neue Heizung. Etwa 800 000 Euro Zuschüsse sind in der Kostenkalkulation eingerechnet, wenngleich 300 000 Euro dieser Summe noch wackelig seien, sagt OB Norbert Bude (SPD). Sie könnten dem Rotstift zum Opfer fallen. Wäre das so, müsste die Stadt eigenes Geld nachlegen.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Krings, ein Herrather und damit Wickrather, hatte die Restaurierung des uralten Traktes angeregt. Hintergrund: Berlin überweist 250 000 Euro nach Wickrath. Und Krings vermittelte die finanzstarke Kunde an den Niederrhein.
In die frisch renovierten Kloster-Räume sollen auch Bezirksverwaltung, Bürgerservice und Polizei einziehen. Das historische Rathaus nebenan will die Stadt bzw. deren EWMG verkaufen. Interessenten gebe es bereits, heißt es.