Elektrohandel unter Verdacht
Ermittler im Korruptionsskandal im JHQ gehen von empfindlichen Haftstrafen aus.
Mönchengladbach. Ein Elektro-Fachgroßhandel aus Gladbach ist im Visier der Ermittler im Korruptionsskandal bei den britischen Streitkräften. Bei dem Unternehmen soll es sich nach Informationen der WZ um einen der Hauptbeschuldigten handeln.
Die Staatsanwaltschaft Wuppertal, die schwerpunktmäßig Korruptionsfälle verfolgt, verdächtigt noch über hundert Männer und Frauen, an dem kriminellen Netzwerk beteiligt gewesen zu sein.
Zivile deutsche und britische Mitarbeiter der Instandhaltungsabteilung der Streitkräfte im Joint Headquarter (JHQ) in Rheindahlen, aber auch Elmpt, Herford und Paderborn sollen gegen Bestechungsgeld, Reise- oder Restaurant-Gutscheine bestimmte Unternehmen bei der Auftragsvergabe bevorzugt haben.
Einige Firmen und Handwerker vor allem aus dem Baubereich lieferten Ware gar nicht aus oder holten sie sich nach der Lieferung und Bezahlung ihrer Rechnungen wieder zurück. Der Schaden soll im einstelligen Millionenbereich liegen.
In dieses Geflecht aus Schmiergeld und Scheingeschäften ist nach Erkenntnissen des Wuppertaler Staatsanwalts Wolf-Tilman Baumert auch das Gladbacher Elektro-Unternehmen verwickelt. „Die Firma ist ganz dick drin in diesem Verfahren.“
Vertreter der Firma sollen ebenfalls Waren verkauft und sich dann wieder zurückgeholt haben. Der Vorwurf lautet auf Bestechung im geschäftlichen Verkehr und Anstiftung zur Untreue.
Bisher waren „kleinere Lichter“ zu Geldstrafen verurteilt worden. Baumert sagt: „Die ganz Großen sind noch dran.“ Er geht davon aus, dass in diesen Fällen „einige deutlich höhere Strafen zu erwarten sind“. Und auch für die in den Skandal verstrickten Verantwortlichen oder Mitarbeiter des Gladbacher Elektro-Fachgroßhandels sei nicht mit Geldstrafen, sondern mit „empfindlichen Freiheitsstrafen zu rechnen“.
Kursierende Gerüchte, dass es im Zusammenhang mit den Ermittlungen bei dem Fachgroßhandel Todesfälle gegeben haben soll, kann Baumert nicht bestätigen. „Darüber haben wir keine Erkenntnisse“, sagt der Staatsanwalt, „der besagte Firmenchef lebt auf jeden Fall.“
Die 15-köpfige Ermittlungskommission bemüht sich nach Baumerts Angaben, alle Fälle in diesem Jahr abzuschließen.