Wo Kälte willkommen ist
Der kühle Sommer sorgt bei vielen Gladbachern für Verdruss. Doch es gibt auch Bürger, die sich über Kühle und Regen freuen.
Mönchengladbach. 18 Grad, ein Mix aus Wolken, Regen und stürmischen Böen — der Sommer scheint in diesem Jahr Pause zu machen. Gladbacher Ferienkinder und Zuhause-Urlauber jammern und träumen von 30 Grad, Sonnenschein pur und blauem Himmel. Doch es gibt auch Gladbacher, denen das Wetter gar nichts ausmacht, die sich sogar über die kühlen Temperaturen freuen. Die WZ hat mich solchen Menschen gesprochen.
„Mein Job ist bei so kühlen Temperaturen wesentlich angenehmer. Optimal sind so um die 22 Grad, dann kann ich im T-Shirt arbeiten und schwitze nicht“, sagt Hufschmied Maik Schneider. Der 41-jährige Gladbacher ist seit rund 18 Jahren im Beruf und kann gut mit Hitze umgehen. „Ich wusste ja vorher, worauf ich mich einlasse. Man gewöhnt sich an die Hitze in meinem Beruf“, erzählt er.
Wenn es im Sommer richtig heiß wird, sei es für ihn schon sehr anstrengend. Er müsse dann am Tag mehr trinken und sei abends meistens richtig k.o.. Daher findet er es aus beruflicher Sicht nicht schlimm, dass der Sommer bislang eher mit Herbsttemperaturen aufwartet. Privat hätte er aber auch nichts gegen besseres Wetter einzuwenden.
Regelrecht profitfördernd wirkt sich der verregnete Sommer im Gladbacher MegaSun-Sonnenstudio aus. „Es ist viel voller bei uns als sonst im Sommer“, sagt Mitarbeiterin Silvia Krogmann. Beruflich kann also auch die 49-Jährige dem Wetter etwas abgewinnen. Wenn es draußen richtig heiß würde, kämen kaum Kunden, um sich unter die Sonnenbank zu legen.
„Natürlich gibt es auch Kunden, die kommen wenn es draußen 34 Grad sind, aber das ist eher die Ausnahme“, so Krogmann. Genau wie Hufschmied Schneider wünscht sie sich ganz privat jedoch auch einen etwas schöneren Sommer.
Anders als manch einer vermuten würde, spielt das Wetter für Heizungsbauer Holger Schiffer kaum eine Rolle. „Die meisten Heizungen sind auch für die Warm-Wasser-Aufbereitung zuständig — die werden das ganze Jahr über gewartet“, erklärt er. Außerdem gebe es auch immer noch viele Aufträge in Neubauten. Daher käme es in seinem Unternehmen kaum zu Engpässen — egal ob der Sommer warm oder kalt sei.
„Das Wetter ist momentan gut. Es ist angenehmer bei solchen Temperaturen zu arbeiten“, sagt Bäcker Werner Keusen. In seinem Backofen herrschen oft Temperaturen von 200 bis 250 Grad und nach einiger Zeit heizen sich auch die Außensteine des Ofens ordentlich auf. „Wir dürfen hier keine Klimaanlage haben. Die Luftfeuchtigkeit ist oft sehr hoch und besonders an heißen Tagen ist es sehr anstrengend“, erzählt der Eickener Bäcker. Trotzdem ist er der Meinung: „Den Köchen geht es noch viel schlechter!“
„Es stimmt schon, dass es bei uns in der Küche oft ziemlich warm wird. Besonders wenn alle Geräte wie Fritteuse, Herd und Grillplatte laufen. Kalt wird einem nicht“, sagt Lydia Küpper-Krieger, Köchin im Schnitzelparadies an der Dohler Straße in Mönchengladbach. Die Fritteuse in ihrer Küche kann schon einmal bis zu 200 Grad heiß werden — das ist nichts für Kältefans. Die 28-Jährige ist seit zwölf Jahren in dem Beruf und hat sich an die Wärme inzwischen gewöhnt.
Trotzdem findet sie es angenehmer, wenn die Temperaturen draußen kühler sind. „Dann kann man zwischendurch immer mal an die frische Luft gehen“. Beruflich kommt der Köchin der verspätete Sommer also gelegen. Privat findet sie den Dauerregen jedoch nicht so schön und wünscht sich doch etwas mehr Sonne.
Über Abkühlung freut sich auch die Feuerwehr. Wenn sie an der Lilienthalstraße in einem Container unter realistischen Einsatzbedingungen mit Hitze, Feuer und Rauch trainiert, kann es fast unerträglich heiß werden. Da sind kühle Außentemperaturen mehr als willkommen.