Fäll-Aktion: Nach 70 Jahren Abschied vom Walnuss-Riesen
Die Baum-Retter der Stadt versuchen zu erhalten, was geht. Aber nicht immer ist das möglich.
Mönchengladbach. Die Motorsäge heult auf. Der dicke Ast kippt und schlägt polternd auf den Bürgersteig. Sechs Meter ist ein Baumpfleger mit einer Hebebühne hoch gefahren, um zunächst das Geäst der Krone abzusägen. Nach und nach arbeitet er sich zum Stamm hinunter. In knapp 45 Minuten ist der Walnussbaum gefällt.
Über 70 Jahre konnte er in Bettrath an der Hannes-Schufen-Straße wachsen. In seinen gesunden Zeiten ragte er fast zehn Meter in den Himmel. „Aber wir mussten die Krone bereits im Sommer zurück stutzen. Es bestand die Gefahr, dass abgestorbene Äste abbrechen“, sagt Ralf Krücken, Leiter der Abteilung Grünunterhaltung der Stadt.
Der Riese war den städtischen Baumkontrolleuren aufgefallen. Das ganze Jahr lang durchforsten sie Grünanlagen und Parks, um regelmäßig alle 150 000 Bäume im Stadtgebiet zu überprüfen. Pilzbefall, Fäulnis, Absterben in der Krone oder eine Gefahr für den Straßenverkehr können Gründe sein, einen Baum auf die Fäll-Liste zu setzen.
Auf ihr stehen in diesem Jahr 545 Exemplare, die im Herbst und Winter gekappt werden sollen. In diesen Tagen beginnen die Mitarbeiter der Stadt mit der Arbeit.
Bevor die Baumfäller beim Walnussbaum zum Einsatz kommen, klopft Hanno Müller mit einem Schonhammer aus Gummi gegen den Stamm. „Unten klingt er hohl, da ist das Holz morsch“, erklärt der Bereichsleiter für Baumkontrolle.
Mit einem Sondierstab prüft er, wie weit der Schaden in den Baum hinein reicht. „Seine Wurzeln sind von Fäulnis befallen. Der Baum ist dadurch so instabil, dass er bei starkem Wind leicht umknicken kann“, erklärt der studierte Gehölzexperte. Daher sei das Risiko zu groß, ihn stehen zu lassen.
Entstanden ist das Problem durch Straßenbauarbeiten. Ursprünglich war das Erdniveau am Standort des Wallnussbaums niedriger. Bis zu 50 Zentimeter Erde wurden im Laufe der Jahre aufgeschüttet. „Dadurch konnten die Wurzeln des Baums nicht mehr atmen und sind verfault“, so der Fachmann. jfg